Rezension

Entwicklungen

Die Frauen des Hauses Wu
von Pearl S. Buck

Bewertet mit 5 Sternen

Ein sehr weises und trotzdem gut lesbares Buch, aus dem man so einiges für sein eigenes Leben ableiten kann.

Ailien Wu weiß, was sie will. Als ihre Schwiegermutter 40 Jahre alt wurde, übergab sie ihr die Herrschaft über das Haus. Seitdem regiert sie mit strenger Hand die Dienstboten und setzt ihren Willen durch, ohne dass die Umgebung das wirklich merkt. Nun wird sie selbst 40 Jahre alt und beschließt, ihrem Mann eine Konkubine zu suchen.

Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, in diese völlig andere Welt in China in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts abzutauchen. Die anderen Lebensgewohnheiten und der Umgang miteinander war gewöhnungsbedürftig. Doch der Autorin gelang es schnell, mich mit ihren Schilderungen regelrecht gefangen zu nehmen. Sie beschreibt das Leben im Hause Wu sehr lebendig, stellt nach und nach die Söhne des Hauses und deren Ehefrauen vor und ließ mich als Leserin auch mehrmals herzlich auflachen.

Als Madame Wu einen Lehrer für ihren Sohn findet, ändert sich ihre Einstellung zum Leben. Sie, die immer versucht hat, gerecht zu sein, wird sanft, gibt ihren Söhnen mehr Freiheit und kann sich auch in die anderen Frauen des Hauses hineindenken.

Insgesamt ein sehr weises und trotzdem gut lesbares Buch, aus dem man so einiges für sein eigenes Leben ableiten kann.

 

Pearls S.Buck hat 1938 für ihr bis dahin entstandenes Werk den Nobelpreis für Literatur erhalten. Sie war zwar umstritten, aber angesichts des drohenden Weltkrieges war sie die am wenigsten gefährliche Kandidatin, denn die amerikanische Schriftstellerin holländischer Herkunft hatte sich mit ihrem „vielfarbigen und wirklichkeitsgetreuen Gemälde des Lebens in China“ aus der europäischen Geschichte herausgehalten.

Nicht nur der Inhalt des Romans (der übrigens erst acht Jahre nach der Nobelpreisverleihung erschien), hat mich gefesselt. Auch das Buch an sich begeistert mich: Es ist eine Sonderausgabe aus dem Coron-Verlag in der Reihe Literaturpreis für Literatur, in weißer Taftseide gebunden mit erhabener Prägung und goldenen Buchstaben. Darin enthalten sind außer dem Roman eine „Kleine Geschichte der Zuerkennung des Nobelpreises an Pearls S.Buck“, die Verleihungsrede anlässlich der feierlichen Überreichung des Nobelpreises, Informationen zum Leben und Werk der Autorin und eine ausführliche Bibliographie ihrer Werke.