Rezension

Entwicklungen - persönlich und politisch

Alles richtig gemacht - Gregor Sander

Alles richtig gemacht
von Gregor Sander

Dem 50jährigen Anwalt Thomas ist die Frau mit den beiden Töchtern davongelaufen. Dafür taucht sein Jugendfreund Daniel auf und bittet ihn um Hilfe. Während und nach den Treffen keimen Erinnerungen an früher auf, die teilweise recht humorvoll beschrieben sind.

Die Idee des Buches verspricht gute Unterhaltung, auch wenn die Titelfrage nicht abschließend geklärt wird. Doch wer kann schon sagen, dass er alles richtig gemacht hat?

Dem in der DDR aufgewachsenen Thomas ist es jedenfalls gelungen, sich in einer ehemaligen Botschaft am Prenzlauer Berg einzunisten. Rechtsanwalt ist er geworden, weil er den Menschen helfen will, die sich selbst nicht helfen können. Seine Eltern hatten einen wichtigen Anteil daran, denn sie gehörten eindeutig zu den Wendeverlierern, was dem damals 17jährigen schwer zu schaffen machte.

Was mir an diesem Buch sehr gefiel, war das Seelenleben der Menschen zur Wendezeit kennenzulernen, was auch zum Verständnis für das Heute beiträgt. Gleichzeitig wird das berufliche Hamsterrad mit seinen Folgen zum Thema gemacht. Natürlich kommt die Freude über die Freiheit nicht zu kurz, vor allem bei der Jugend. Dass diese Freiheit durch unterschiedliche Wünsche auch eingeschränkt wird, hat der Autor mit Thomas‘ Jugendliebe gut herausgearbeitet – ebenso wie die Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Männern.

Eigentlich habe ich das Buch gern gelesen. Doch das Ende hat alles kaputt gemacht. Es sieht aus, als wollte der Autor zum Schluss kommen, weil ihm nichts mehr einfiel. Dass noch Fragen offen bleiben, ist dabei nicht das Problem. Denn erst die offenen Fragen regen den Leser zum Nachdenken an. Aber ein Buch im wahrsten Sinne des Wortes einfach auslaufen zu lassen, lässt einen schalen Geschmack zurück.