Rezension

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Entwicklungsroman

In Zeiten des Todes -

In Zeiten des Todes
von Luca D'Andrea

Bozen 1992. Eine lebendige Drogenszene mit viel Beschaffungsprostitution.
Darin ein junger Kommissar, Krupp, und ein noch jüngerer Journalist, Milla, machen sich getrennt daran Morde an Prostituierten aufzuklären. Als ein zweiter Mord nach gleichem Muster passiert wird auch anderen klar: das ist kein normaler „Freier bringt Nutte um“ Mord.

Die Beschreibungen der Opfer und deren Lebensumstände sind hammerhart, wirklich kein Buch für Zartbesaitete. Dazu kommt, dass es sich wohl im Kern um einen wahren Fall handelt. Dazu passt auch der Epilog, der einen stimmigen Abschluss des Buches bildet.  

Neben einem spannenden Krimi, ist es auch ein Entwicklungsroman. Krupp, wie auch Milla werden nicht ernst genommen in ihrem Job und müssen sich die Anerkennung der Kollegen erst mal hart verdienen. Dabei machen sie Dinge, die nicht in ihrem Naturell liegen. Sie verbiegen sich und werden zum Teil zu Menschen, die sie eigentlich verabscheuen.

Der Erzähler wechselt immer wieder die Perspektive zwischen den beiden. Das erzeugt viel Spannung und zeigt auf, wie schwer auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Medien ist.

Erstaunt hat mich die Ausmaße der Drogenszene in Bozen. Liegt das an der Zeit? Oder kommt es mir nur so vor, weil das Buch nun mal in diesem Milieu spielt? Das muss ich mal recherchieren. Da gibt es viel Elend, auch die Familienangehörige kommen da zu Wort, denn sie leiden auch unter der Sucht, zum Beispiel ihrer Tochter. Echt hart.

Etwas Konzentration erforderte der Roman schon von mir, weil viele Spitznamen und richtige Namen haben, die Gedanken, vor allem von Krupp rasen. Besonders anfangs war ich ein wenig überfordert. Sehr interessant fand ich die Person der weiblichen Polizistin Arianna Lici, sehr vielfältig. Sie machte auch eine starke Entwicklung durch, da hätte ich gerne mehr erfahren. Das wäre mir eine dritte Perspektive wert gewesen.

Am Ende kann ich sagen, dass die Geschichte sich letztlich doch durch die über 700 Seiten getragen hat, wenn es auch mal Längen gab. Es war nicht einfach ein so dickes Buch so konzentriert zu lesen. Doch für mich hat es sich gelohnt, da es doch auch Neues bot.