Rezension

Episch

Epic - Stefan Bogner

Epic
von Stefan Bogner

Island ist das Land aus Feuer und Eis, das Land der Elfen, ein Land voller Natur. Hier leben vermutlich mehr Schafe als Menschen, für unzählige Kilometer sieht man kein einziges Haus. Von den wenigen Straßen, die es gibt, sind nicht besonders viele asphaltiert. Wer schnell voran kommen möchte, fliegt mit seinem eigenen kleinen Flugzeug (Bus und Bahn? Das gibt es dort nicht) oder nimmt die Abkürzung durch die Wildnis. Sofern man denn ein Auto hat, das kleine Flüsse durchqueren kann. Island hat mich beeindruckt. Und genau diesen Eindruck von rauer Wildnis, Abgeschiedenheit, Kargheit, Einsamkeit, genau das spiegeln Stefan Bogners Fotos in Epic - Straßen Islands wieder. 

Epic braucht keine Erklärungen oder Texte. Es beschränkt sich auf eine Einleitung von Autor und Fotograf Jan Karl Baedeker, die man sowohl auf die Deutsch wie auch auf Englisch und Isländisch nachlesen kann. Vielleicht sollte man es einmal mit dem isländischen Text versuchen, ich dachte dabei unweigerlich an kleine moosbewachsene Elfen, die unter Steinen leben. 

Die restlichen Seiten widmen sich dem eigentlichen Thema: Straßen Islands. Manch einer mag beim ersten Durchblättern denken "Das sieht ja alles gleich aus!". Aber das tut es nicht, ganz und gar nicht. Man muss nur einfach genau hinsehen, um die feinen Unterschiede zu sehen. Straßen, die sich durch felsige Landschaften schlängeln. Schotterwege, die durch zerklüftete Felsen führen. Wege, bei denen man zweimal hinsehen muss, um sie als Straße zu erkennen. Grauer Asphalt, der durch eine scheinbar unendliche, weiße Landschaft verläuft. Die Ringstraße, die einmal um Island herumführt. Vereiste Brücken und solche, über die keine zwei Autos gleichzeitig fahren können. Moosbewachsenes Geröll, erkaltete Lava, schwarzer und roter Sand. Und überall diese unendliche Weite. Wer sagt, da sehe alles gleich aus, der sieht nicht genau hin, der erkennt diese Farbenvielfalt nicht. Pechschwarzer Lavasand, eisblaue Gletscher, weißer Schnee, leuchtend grünes Moos. Seen, die den Himmel spiegel. Gelbe und weiße Blüten hier und da. Rötliche Erde, die einen denken lässt, man sei auf dem Mars. Aber auch immer wieder Straßen, die einander so ähnlich sind, dass einen ein heftiges Déjà-Vu überkommt. Oder ist man tatsächlich im Kreis gefahren? Ab und an sieht man sogar so etwas wie Zivilisation.
 

Die Fotos sind scharf, klar und bekommen den Platz, den sie verdient haben. Mal nehmen sie eine Seite ein, mal eine doppelte. Bildausschnitt und Perspektive stimmen bei jedem Motiv. Die Auswahl, die Anordnung, die Fotos selbst, alles ist wunderbar stimmig, und den Band durchzublättern hat etwas herrlich Beruhigendes, Meditavies. Fast so, als sei ich wieder auf Island, umgeben von rauer Natur und herrlich klarer Luft. 

Ich war erst ein einziges Mal für einige Tage auf Island, aber für mich spiegeln Stefan Bogners Fotos genau das wieder, was ich in diesen Tagen erlebt und empfunden habe und verstärken den Wunsch, zurückzukehren. Zurück in das Land aus Feuer und Eis und der Elfen, zurück in diese einmalige Landschaft. 
Takk! für dieses wunderschöne Buch, das Islands Wesen so wunderbar authentisch eingefangen hat. Es ist, wie der Titel schon sagt, einfach episch.

(c) Books and Biscuit