Rezension

Episch und berührend!

Die Mauersegler -

Die Mauersegler
von Fernando Aramburu

Bewertet mit 5 Sternen

Countdown für das Leben

Auf 830 Seiten beschreibt Fernando Aramburu in seinem Roman "Die Mauersegler" (aus dem Spanischen übersetzt von Willi Zurbrüggen) einen Countdown der besonderen Art. Toni, Mitte fünfzig, Philosophielehrer, geschieden mit einem Sohn, zu dem ihm der Zugang fehlt, lebt allein in Madrid mit seinem Hund und beschließt seinen Freitod. Allerdings nicht in einer übereilten Kurzschlusshandlung, sondern er gibt sich genau ein Jahr Zeit, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen. In 365 Kapiteln, eines für jeden Tag, reflektiert Toni seine Kindheit, beginnend im franquistischen Spanien der 70er Jahre, seine Ehe und seine Landsleute. All diese Überlegungen bestärken ihn in seinem finalen Plan, seinem Leben ein Ende zu setzen. Seinen Abschied von dieser Welt plant er akribisch, bis etwas geschieht, dass alles ins Wanken bringt.

Dieser Roman ist traurig und lustig zugleich. Er hat mich auf eine sehr ursprüngliche Weise berührt, da er die großen Themen Würde, Leben und Tod behandelt. Der Protagonist erscheint keineswegs immer sympathisch oder bemitleidenswert. Doch niemals hatte ich das Gefühl, dass der Autor seine Figur aufgibt. Letztendlich konnte ich mich auf einer empathischen Ebene mit Toni identifizieren. Die Geschichte begleitet mich, auch nachdem ich das Buch beendet und geschlossen habe, noch weiter. Ein grandioses Werk über die menschliche Seele und das Leben.