Rezension

Episoden zum Träumen aus dem Buchladen

Das geheime Leben der Bücher - Regis de Sa Moreira

Das geheime Leben der Bücher
von Régis de Sá Moreira

IIn einer großen Stadt lebt ein kleiner Buchhändler in seinem eigenen Universum: Seinem Buchladen, den er Tag und Nacht nicht verlässt - es könnte ja sein, dass nachts um drei jemand Lust bekommt, ein Buch zu kaufen. 
Selbst dann ist jedoch nicht sicher, dass der Buchhändler das Buch auch wirklich verkauft, denn er prüft bei jedem seiner Kunden genau, ob dieser auch ein würdiger neuer Besitzer für eines seiner Buch ist. Manche Kunden verweist er dann doch lieber auf die Kneipe gegenüber, statt ihnen eines seiner kostbaren Stücke zu verkaufen.
In kleinen Episoden wird ein typischer Tag im Leben des kauzigen Buchhändlers geschildert, jede der kurzen Geschichten leitet mit einem Dingelingeling den Besuch eines neuen Kunden ein. Diese stellen den Buchhändler vor die unterschiedlichsten Aufgaben: Kinder wollen die Welt der Bücher erkunden, Kochbuchautoren wollen ihr Buch im Regal stehen sehen, manch einer sucht ein Buch, in dem keine Haushaltsgeräte vorkommen oder liest bei jedem aufgeschlagenen Buch die letzte Seite zuerst.
All diesen Kunden versucht der Protagonist mit Gefühl die Welt der Bücher näher zu bringen, während seine kleine Welt recht einsam scheint. Ohne Familie und fernab seiner 10 Geschwister lebt der Buchhändler allein von Kräutertee und Lesen inmitten seiner Schätze.
Trotzdem ist er mit seiner Situation zufrieden so wie sie ist, solange er nur ein gutes Buch in den Händen halten kann.

Durch die Kürze der einzelnen Anekdoten war das kleine Buch relativ schnell gelesen, aber es hinterlässt beim Lesen einen bleibenden Eindruck. Man kann sich die Atmosphäre in der Buchhandlung gut vorstellen und kann sich auf jeden Fall mit dem verzweifelten Buchhändler identifizieren, wenn er von Kunden wieder mal vor eine seltsame Aufgabe gestellt wird oder mit einem Besucher seines Ladens streitet, ob dieser das Buch was er kaufen möchte, auch wirklich verdient hat. 
Beim Lesen erkennt sich jeder Bücherfreund in der ein oder anderen Geschichte in dem Buchhändler wieder, und gerade das ist es, was dieses Buch so liebenswert macht.
Leider wird das Leben des Buchhändlers nicht genauer beleuchtet. So bleibt unklar, warum er momentan alleine lebt und es werden nur vage Andeutungen über die Vergangenheit und seine Familie gemacht. Gerne hätte ich noch mehr über den schrulligen Buchhändler und seine geliebten Bücher erfahren. Der Prolog und Epilog des Buches wiederum scheinen gar keinen Bezug zum Rest des Buches zu haben, dort geht es um drei unglückliche Frauen auf einem Kreuzfahrtschiff. Was dies mit dem Rest des Buches zu tun hat, wird leider nicht erklärt. 

Trotzdem gebe ich dem Buch vier von 5 Sternen.