Rezension

Episodenhaft, zerrissen, nicht meins

Was verloren geht - Zinzi Clemmons

Was verloren geht
von Zinzi Clemmons

Bewertet mit 2 Sternen

"Was verloren geht“ ist der Debütroman einer amerikanischen Schriftstellerin mit südafrikanischen Wurzeln, in der es – teilweise beruhend auf ihren eigenen Erfahrungen – um dem Verlust der an Brustkrebs erkrankten Mutter geht. Das und der Klappentext in dem von einer „schmerzlichen Reise zu ihren Wurzeln“ und einer „zutiefst berührende Coming-of-age-Geschichte von elegischer Perfektion“ die rede ist, haben mich direkt neugierig gemacht. Doch nach beenden dieses glücklicherweise relativ kurzen Romans habe ich mich in erster Linie gefragt, ob der Verfasser des Klappentextes tatsächlich einen Blick in den Roman geworfen hat.

Ich weiß nicht, wo die erwähnte „Reise zu ihren Wurzeln“ gewesen sein soll. Um Zugehörigkeit und Familie geht es nur am Rande. Mal schreibt Clemmons von „ficken“ mal ist der Text so wissenschaftlich anmutend, dass der Inhalt kaum zu verstehen ist. Die Teile, in denen der Schmerz der Hauptfigur über den Verlust ihrer Mutter beschrieben wird, wirken durchaus echt und nachvollziehbar. Hier hat Clemmons sicher viele ihrer eigenen schmerzvollen Erfahrungen verarbeiten können. Aber durch den kühlen Ton und die immer nur kurzen Episoden von eins, zwei Seiten war ich gefühlsmäßig einfach nicht involviert. Einige Szenen sind an sich ganz schön, aber da man immer so schnell wieder herausgeworfen wird, kommt keine Verbindung zu den geschilderten Personen auf. Auch fand ich es sprachlich eher unterdurchschnittlich. Von „elegisch“ ganz zu schweigen.

Zwischen der lose erzählten Lebensgeschichte von Thandi und den Episoden in denen es um ihre Mutter und ihre Krankheit geht , werden immer wieder Abschnitte mit komplett irrelevanten Themen eingeworfen. Beispielsweise über die Ehefrauen von Serienmördern (mit Bildern), über einen Kriegsfotografen der Selbstmord beging (mit Bildern), Blogbeiträge über die Gewaltprobleme in Südafrika (mit Fußnoten), über die Verbrechen von Mandelas Exfrau (mit Bildern) oder einen Auszug aus Obamas Biografie. Ohne Erklärung, ohne jede Refelxion und mit - wenn überhaupt - nur losem Zusammenhang zur restlichen Erzählung. Was sollte das? Warum brauche ich ein Bild von Winnie Madikizela-Mandela? Wozu die Graphen? Und wenn ich so etwas schon unbedingt einbauen will, warum gebe ich dem Ganzen dann keinen sinnvollen Rahmen?

Inhaltlich und sprachlich war mir der Roman zu zerrissen. Ich habe nichts neues gelernt, ich konnte mich an nichts festhalten und habe mich teilweise über die Abschweifungen geärgert. Dass mich ein Roman über eine Frau die an Brustkrebs stirbt so wenig mitnimmt, ist schon eine Leistung. Für Artikel und Beiträge in Zeitschriften mag Clemmons Talent reichen, für einem Roman langt es nicht.