Rezension

Er quält. Er mordet. Buchstabe für Buchstabe.

Der Alphabetmörder - Lars Schütz

Der Alphabetmörder
von Lars Schütz

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod seines Bruders hat Jan Grall, Profiler beim LKA, eigentlich der Heimat den Rücken gekehrt. Doch dann führt ihn ein brisanter Fall zurück in den Westerwald: In einem Wildpark in einem Wisentgehege wurde eine blutverschmierte Leiche, ein Mann mit zersplitterter Schädeldecke gefunden, ein A ist mit dunkler Tinte auf seine Brust tätowiert. Kurz darauf stoßen Jan Grall und seine Assistentin Rabea Wyler auf zwei weitere Opfer, beide aufs Grausamste verstümmelt. Die einzige Verbindung zwischen den Toten: Der Mörder hat allen Opfern Buchstaben unter die Haut tätowiert – ein A, ein B, ein C. Und das ist erst der Anfang … Grall ahnt, dass der Mörder für ihn kein Unbekannter ist. Nur er kann ihn stoppen. Doch dafür muss er sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen, und er ahnt nicht, in was er da hineingeraten ist. Wenn deine Vergangenheit nicht mehr existiert, wird deine Gegenwart zum Alptraum. Er und Rabea hatten früh jemanden an die dunkle Seite der menschlichen Psyche verloren. Sie ihre Schwester vor fast zwanzig Jahren, und er seinen Bruder. Die beiden jungen Profiler waren anders als der Rest der Welt, und einander ähnlicher, als Außenstehende glauben mochten. Und der Druck auf die Ermittler wächst, als sie eine perfide Botschaft: einen blutverkrusteten Hautfetzen mit einem weiteren Buchstaben mit der Post erhalten. Ist das Opfer noch am Leben? Als Gralls Hotelzimmer dann auch noch mit einem Z markiert wird, beginnt endgültig ein Wettlauf gegen die Zeit … Alles, was der Täter hier getan hat, jede Handelsentscheidung, sagt etwas über ihn aus. Über seine Impulse. Er ist raffiniert, er ist brutal, er tötet Buchstabe für Buchstabe. Spannung und Verwirrung bis zur letzten Seite. Lars Schütz zeigt schon mit seinem Debüt, er ist ein Meister des Wahns,  schreibt klar, beklemmend, mit Tiefgang. So könnte es sein in den Abgrund des Wahnsinns zu fallen. Ein wirklich packender Psychothriller, der zum einen aufzeigt, wozu Menschen doch aus Verzweiflung fähig sein können und zum anderen, wie weit die Gedächtnisforschung schon ist. Eine gewisse morbide Affinität sollte man hier schon mitbringen: Wenn die Verletzungen der grausam verstümmelten Opfern beschrieben werden, dürfte sich Zartbesaiteten der Magen umdrehen. Doch der Autor kann noch mehr. Eine klaustrophobische Kammerspiel Atmosphäre, das düstere Setting und die unheimlichen Leichenfunde sorgen für stetig steigende Spannung. Psychologisch dicht, nichts für schwache Nerven. Beinahe schon skandinavisch-düster, ein verstörendes Krimipuzzle. Zwischen Thriller und Sciene Fiction, zwischen Wahn und Wirklichkeit, zwischen albtraumhaften Ängsten und seelischen Abgründen. Eine unglaubliche Geschichte, die ihren Gipfel in genialer Schreibweise und unverkennbaren Ideen findet. Spannend und gruselig in mehr als nur einer Hinsicht. Wie schon erwähnt, düster kennt man im Schwedenkrimi, aber das hier ist schwärzer als Nordic noir. Thriller auf dem höchstem Niveau.