Rezension

Erfolg und Misserfolg im Leistungssport

Barrakuda - Christos Tsiolkas

Barrakuda
von Christos Tsiolkas

Bewertet mit 5 Sternen

Der 14jährige Daniel Kelly aus Melbourne gehört zur australischen Arbeiterklasse mit Großeltern irisch/schottischer bzw. griechischer Herkunft. Sein Vater ist Fernfahrer, seine Mutter Friseurin. Er selbst hat nur das Schwimmen im Kopf. Ein Stipendium ermöglicht ihm den Besuch einer privaten Eliteschule, wo er von seinem Schwimmtrainer beste Förderung erhält. Daniel ist besessen davon, bei den Olympischen Spielen in Sydney die Goldmedaille zu gewinnen. Er meint, der Stärkste, Schnellste, Beste zu sein. Sukzessive Erfolge bringen ihn seinem Ziel immer näher, bis er allerdings bei einem entscheidenden Wettkampf nur Fünfter wird und das Schwimmen aufgibt. Daniel versinkt in Selbstmitleid, trinkt, wird aggressiv und verliert am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Sydney die Kontrolle mit verheerenden Folgen für ihn. Erst allmählich findet er eine neue Sicht auf sein Leben.

 

Christos Tsiolkas übt in diesem Buch gehörig Kritik, an der Gesellschaft in seiner australischen Heimat mit ihrer Sportkultur, in der erfolgreiche Leistungssportler, insbesondere Schwimmer, fast schon als Götter gelten. Am Beispiel von Daniel zeigt der Autor die hässlichen Seiten dieser Sportbegeisterung auf und verdeutlicht, welchem Druck Leistungssportler ausgesetzt sind. Daniel hat keine normale Kindheit, regelmäßiges frühmorgendliches und abendliches Schwimmtraining sowie die hohen Erwartungen Dritter und seiner selbst bestimmen sein Leben. So ist es kein Wunder, dass Daniel scheitert.

Kritisiert werden ebenfalls die kulturellen und ethnischen Unterschiede sowie die Klassenunterschiede in dem Land.

Formal ist das Buch in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil geht es um Daniels sportliche Versessenheit bis hin zu dem entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben. Der zweite Teil widmet sich seiner persönlichen Wiedergutmachung. Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt. Es wechseln sich Bruchstücke aus Daniels Schwimmerkarriere und aus seinem Leben nach dem Wendepunkt ab. Noch dazu wechselt die Erzählperspektive zwischen der ersten und dritten Person. Dieser Erzählstil passt allerdings gut zu Daniels Leben, das ja auch nicht linear verläuft. Da einige Kapitel Zeitangaben als Überschriften tragen, fällt dem Leser die Orientierung nicht allzu schwer.

Dieses Buch hat mich voll überzeugt und mich neugierig auf ein weiteres Werk des Autors – Nur eine Ohrfeige – gemacht.