Rezension

Erfordert Durchhaltevermögen

Ein frommer Mörder -

Ein frommer Mörder
von Liam Mcilvanney

Bewertet mit 4 Sternen

Liam McIlvanney stammt aus der Region Ayreshire, Schottland. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt. Er arbeitet als Professor für Schottland-Studien an der Universität von Otago, Neuseeland. Ein frommer Mörder ist das erste Buch mit dem Ermittler Duncan McCormack.

Es ist bei Heyne als Klappenbroschur am 12.Juli 2021 erschienen und umfasst 448 Seiten.

Inhalt:

„Glasgow, 1969. Ein brutaler Serienkiller versetzt die Stadt in Angst. Als die Behörden beschließen, die Öffentlichkeit in die Suche einzubeziehen, gerät die Lage vollends außer Kontrolle. Während die Bürger in Panik geraten, versinkt die Polizei in nutzlosen Hinweisen. Ein Hilferuf erreicht den talentierten Ermittler DI McCormack. Er soll die Ermittlungen wieder in geordnete Bahnen lenken. Doch die Beamten aus der Stadt stehen dem Neuankömmling aus den Highlands ablehnend gegenüber. Gegen alle Widerstände kämpft McCormack für die Wahrheit.“ (Quelle: Verlagsseite Random House)

Meine Meinung:

Ein frommer Mörder von Liam McIlvanney ist zunächst einmal schwierig zu lesen, weil die Namen der Protagonisten einander häufig sehr ähneln und man dadurch schnell verwirrt ist. Man merkt allerdings ebenso schnell, dass dieses Buch wirklich gut gemacht ist. Der Autor versteht es, die Spannung sehr langsam aufzubauen, was für einen guten Krimi unabdingbar ist. Ein frommer Mörder ist neben dem Genre des Krimis auch ein Buch, das einen Einblick in die Polizeiarbeit und in die Gesellschaft der 1950er und 60er Jahre in Schottland gibt. Im Fokus der Handlung steht der Ermittler Duncan McCormack. Man erfährt über ihn nach und nach Einzelheiten über sein Leben, und zwar nicht nur über sein Leben als Polizist, sondern auch über seinen familiären Hintergrund. Dadurch erfährt man wiederum auch eine Menge über das Leben in Schottland der 1950er Jahre, über das wirklich harte Leben der Arbeiterschicht und die damit verbundenen gesundheitlichen Einschränkungen. McCormack selber hätte auch so ein Leben bevor gestanden wenn er in seiner Heimatstadt geblieben wäre. Er ist aber nach Glasgow, in die Geburtsstadt seiner Mutter, gezogen und dort Polizist geworden.

McCormack ist im Polizeirevier in Glasgow als Sonderermittler eingesetzt, weil die Ermittlungen in einer Mordserie nicht vorangehen. Wie in vielen Kriminalfällen gibt es immer Probleme, wenn Ermittler aus verschiedenen der Dienststellen von oben verordnet zusammenarbeiten müssen. Genauso ist es in diesem Buch. McCormack wird von allen kritisch beäugt und angefeindet und

fühlt sich alles andere als wohl in seiner neuen Rolle. Andererseits weiß er, dass die Ermittlungen sich festgefahren haben und ein neuer Ansatz her muss. Die bisher ermittelnden Polizisten davon zu überzeugen, ist eine schwierige Aufgabe.

Ich kann verstehen, dass dieses Buch den schottischen Krimipreis bekommen hat. In Schottland wird es sicherlich noch lieber  gelesen werden als in der deutschen Übersetzung. Hier in Deutschland aber ist es wirklich anstrengend dieses Buch zu lesen, weil man eigentlich sehr ortskundig sein müsste. Mir sagen viele der  schottischen Städte, Orte und Plätze nichts und ich müsste per Atlas oder Google erkunden, wo alle Schauplätze zu finden sind. Das macht das Lesen manchmal anstrengend. Nach ungefähr 100 Seiten, durch die muss man durch, nimmt die Handlung an Fahrt auf und wird zunächst spannend. Man erfährt etwas völlig Neues über die private Seite von McCormack und ist erstaunt.

Der Autor wendet einen weiteren spannenden Kniff an, er lässt die getöteten Opfer aus dem Off sprechen. Dadurch weiß der Leser manchmal mehr als die Ermittler, aber nie so viel, dass er auf die korrekte Lösung kommt. Schwierig bleibt das Buch trotzdem, denn es gibt immer wieder diverse Nebenschauplätze, die wiederum Ortskenntnis benötigen um wirklich zu verstehen, worum es hier geht. Mein Eindruck, den ich am Anfang hatte, bestätigt sich beim weiteren Lesen.

Im weiteren Verlauf werden  zwei Erzählstränge, die zunächst überhaupt nichts miteinander zu tun haben, sehr gekonnt miteinander verknüpft. So richtig, richtig spannend fand ich das Buch tatsächlich erst ab etwa Seite 300 und das ist natürlich eigentlich nicht gut.

Dieses Buch ist wirklich nur sehr aufmerksam zu lesen, wenn man sich in Schottland überhaupt nicht auskennt. Ich mag Krimis wirklich sehr gerne, dieser gehört allerdings zu denen, die mir zwar gefallen, aber nicht so nebenbei zu lesen sind.

Der Titel steht übrigens in einem anderen Kontext als man zunächst vermuten könnte.

Fazit:

Nur zu empfehlen, wenn man ein gutes Durchhaltevermögen hat und auch bei schwierigen Namen nicht aufgibt.