Rezension

Erfrischend anders, aber noch ausbaufähig

Die Chronik des Eisernen Druiden 1 - Kevin Hearne

Die Chronik des Eisernen Druiden - Die Hetzjagd
von Kevin Hearne

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Idee ist super, der Humor gleitet teilweise fast ins Lächerliche ab, aber dennoch ein vielversprechender Auftakt.

Die Chronik des Eisernen Druiden. Die Hetzjagd ist der erste Band einer Reihe mit noch nicht absehbarem Ende. In den USA sind bereits fünf Teile erscheinen, der sechste folgt im Juni 2013. Weiter unten erfolgt eine Auflistung.

Zum Inhalt: Atticus O’Sullivan ist ein 2100 Jahre alter Druide, der letzte seiner Art, lebt in Tempe, Arizona und betreibt dort einen okkulten Buchladen. Diesen Ort wählte er, da hier kaum Götter zugegen sind und auch das berüchtigte Feenvolk keine Portale erschließen kann. Er ist im Besitz eines mächtigen Schwertes namens Fragarach und nach eben jenem Schwert trachtet ein irischer Gott, der nichts unversucht lässt Atticus auf die Spur zu kommen, mit dem Ziel ihn zu töten. Doch der gewitzte Druide ist vorbereitet, er hat nicht nur seinen treuen Begleiter, den Wolfshund Oberon an seiner Seite, sondern auch seinen Anwalt Hal und die eine oder andere wohlgesonnene Göttin.

Meine Meinung: Die Leseprobe hat mich bereits richtig neugierig auf das Buch gemacht. Ich war von Anfang an sehr von der Idee angetan, dass ein jahrhunderte alter Druide mitten unter uns lebt und einen kleinen Buchladen führt. Das hat einfach was.
Atticus ist einfach ein cooler Typ und er kommt auch recht glaubhaft rüber. Immerhin ist er sehr alt, wobei sein Äußeres darüber keinerlei Aufschluss gibt, was seine streckenweise Überlegenheit rechtfertigt. Dennoch ist er sehr wohl verwundbar, ohne dabei jedoch allzu schwach zu wirken. Da ist die Balance meiner Ansicht nach gut gelungen. Weder haben wir hier einen übermächtigen – noch zu schwachen Helden. Die Mischung passt. Atticus wird auch nicht müde, das immer wieder mitzuteilen. Ja, man muss tatsächlich sagen, dass er eine regelrechte Labertasche ist. Das kommt vielleicht auch deshalb so krass rüber, weil das gesamte Buch aus seiner Sicht geschrieben ist. Das hat mich weiter nicht gestört, wären da nur nicht immer wieder diese Wiederholungen. So erzählt er bei jeder Gelegnheit, dass er den Kontakt zur Erde benötigt , um seine Kräfte aufzuladen. Jedesmal wird das wieder durchgekaut. Sowieso beschreibt er recht viel und das ist mir wiederum sehr positiv aufgefallen, wird so doch gut Atmosphäre aufgebaut.
Schon sehr bald bin ich beim Lesen etwas von meinen Erwartungen abgekommen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es darauf hinausläuft, dass es von mythischen Wesen geradezu wimmelt. So kommen hier ganz selbstverständlich Werwölfe, Vampire, Hexen etc. vor. Nun gut, wenn man’s erst einmal weiß und sich darauf eingelassen hat, ist es doch sehr unterhaltsam. Was mich dann aber doch gestört hat, war eine gewisse Überladung. In jedem Moment kam ein neuer “Freak” dazu. Ich hatte das Gefühl, alles und jeder entpuppt sich früher oder später als Hexe, Werwolf, Gott oder einfach nur besessen. Tja, das war womöglich ein wenig zuviel des Guten. Dafür hätte das Buch länger sein müssen. Trotz des Detailreichtums geht’s manchmal einfach viel zu schnell. Das Buch legt schon ein ordentliches Tempo an den Tag. Ich hätte mir einige Ruhepole gewünscht, gern auch mit erläuternden Passagen. Der Schreibstil ist nämlich wirklich sehr gut, da hätten hundert Seiten mehr durchaus Sinn ergeben.
Erstaunlicherweise war der Roman auch sehr viel humorvoller, als ich vermutet hatte und ich finde es war teilweise recht grenzwertig und die Kurve wurde gerade noch so eben gekratzt, bevor es ins Lächerliche abrutschte. Eben auch hier manchmal eine Idee zuviel. Aber das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass der Auftag zur Chronik des Eisernen Druiden gelungen ist.
Der größte Kritikpunkt ist die fehlende Spannung. Atticus hat immer einen Plan und weiß anscheinend genauestens Bescheid. Zum Glück kann er dann aber doch ab und zu überrascht werden. Nichtsdestotrotz, die Spannung wollte sich nicht so recht aufbauen und damit war dann auch das Finale unspannend, durchaus spektakulär, aber auch irgendwie vorhersehbar. Ich denke, da kann man künftig mit Sicherheit mehr rausholen. Und irgendwo muss ja schließlich Steigerungspotential sein, sonst wird man von den Folgebänden eh nur enttäuscht sein.

Fazit: Der Eiserne Druide macht Lust auf mehr. Zwar herrscht schon eine gewisse Überladung an mytischen Kreaturen vor und auch der Humor droht oftmals ins Lächerliche abzurutschen, aber der Autor hat die Kurve auf jeden Fall noch bekommen. Was wirklich fehlt ist die Spannung, aber was nicht ist kann ja noch werden. Ich bin gespannt auf die nächsten Teile und hoffe, dass sie bald auch in Deutschland erscheinen werden.

Bisher erschienen:

The Iron Druid Chronicles (Die Chronik des Eisernen Druiden)

Teil 1: Hounded (dt. Die Hetzjagd)
Teil 2: Hexed
Teil 3: Hammered
Teil 4: Tricked
Teil 5: Trapped
Teil 6: Hunted