Rezension

Erfrischend anders und wieder besser als Band 2

Hey, Sherlock! - Simon Mason

Hey, Sherlock!
von Simon Mason

Bewertet mit 4 Sternen

„Hey, Sherlock“ ist der dritte Teil der Jugendkrimireihe um Superhirn Garvie Smith, die in meinen Augen extrem vielversprechend begann, im zweiten Teil aber genauso extrem nachließ. Die Geschichte war wirr und die Charaktere verhielten sich viel zu übertrieben. Eine Riesenenttäuschung nach dem tollen ersten Band.

Glücklicherweise ist der neue Fall deutlich besser und strukturierter als sein Vorgänger. Das freut mich, denn die Serie ist unter den Jugendkrimis etwas Besonderes: Ein bisschen kantig, rauh, unkonventionell. Sie stellt Außenseiter in den Mittelpunkt und bringt Themen wie Drogenmissbrauch, Mobbing, Vernachlässigung etc. auf den Tisch. Die Protagonisten sind keine Sympathieträger, aber geradeheraus; Typen, die quatschen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Mir gefällt das.

Garvie hat die Schule inzwischen abgebrochen und verdient sich gemeinsam mit seinem Freund Smudge Geld mit dem Bau von Zäunen. Wirklich geeignet ist Garvie für die Arbeit nicht. Sein wahres Talent ist die Mathematik. Und das Lösen rätselhafter Fälle. Wie das so ist in Garvies Leben muss er nicht lange auf eine neue Herausforderung warten. Arzttochter Amy Roecastle ist verschwunden. Inspector Singh ermittelt und Garvie greift ihm wie üblich auf zweifelhafte Weise unter die Arme. Welche Wendung der Fall dann aber nimmt, damit hätte keiner von beiden gerechnet.

Es ist nicht so, dass mir das Buch bis ins kleinste Detail gefallen hätte. Vor allem die Lovestory, die Mason konstruiert fand ich nicht überzeugend. Schon im zweiten Band hatte er den einzelgängerischen, verbissenen Garvie in eine höchst seltsame Liebesgeschichte verstrickt. Ich habe den Eindruck, dass Garvie sich immer sehr dramatisch in mega gut aussehende Mädchen verliebt. Das kommt einfach zu oberflächlich und unnatürlich rüber.

Davon abgesehen rollt Mason den Fall solide auf. Vor allem die erste Hälfte ist durchweg dicht und spannend. Eine weitestgehend schlüssige Auflösung versöhnte mich mit kleinen logischen Patzern während der zweiten Halbzeit.

Schön auch, dass die Figurenzeichnung feiner ausfällt. Zwar teilen die Protagonisten ihre Gedanken immer noch zu selten mit dem Leser, doch der oft bis zur Nervigkeit coole Garvie wirkt in diesem Teil stellenweise wenigstens etwas nachdenklicher, verantwortungsvoller. Und die Beziehung zwischen ihm und Singh entwickelt sich in eine interessante Richtung. Da darf gerne noch mehr kommen!

Fazit: Die „Garvie Smith“-Reihe ist sicher nicht jedermanns Sache, punktet aber mit coolen, eigenwilligen Typen und unbequemen Themen. Die Serie vermittelt Verständnis für Menschen, die anders sind oder am Rande der Gesellschaft leben, indem sie Zusammenhänge aufzeigt und wertfrei bleibt. Last but not least ist der neue Fall wieder deutlich spannender und dichter als Band zwei. Ich bin gespannt, ob noch mehr Garvie-Bücher erscheinen. Das Ende klingt ein wenig nach Abschied. Vielleicht geht es aber auch weiter mit Garvie und Inspector Singh… ich würde mich freuen.