Rezension

Erfrischende Frühlingslektüre!

Das Jahr, in dem ich dich traf
von Cecelia Ahern

Eigentlich war Jasmine immer zufrieden mit ihrem Leben – sie geht voll und ganz in ihrem Job auf, ignoriert gekonnt ihre spießigen Nachbarn und ergötzt sich heimlich am Ehekrach des versoffenen Mannes, der ihr gegenüber wohnt, weil er es doch nicht besser verdient hat. Denkt sie jedenfalls, bis sie mit einem Mal ihren Job verliert und plötzlich völlig orientierungslos dasteht. Dank einer Sonderregelung steht ihr nun ein ganzes Jahr ohne Arbeit bevor und so ohne jegliche Beschäftigung beginnt sie ihre Umgebung völlig anders wahrzunehmen – auch ihren betrunkenen Nachbarn und den äußerst attraktiven Headhunter, der versucht, sie anzuwerben…

Das Cover lässt auf den ersten Blick einen typischen Frauen-Roman erwarten. Schade finde ich allerdings, dass dieser Band nicht in dem bisher so typischen Cecilia-Ahern-Design als Hardcover mit blauem Schutzumschlag vorliegt, das der Verlag ihren Werken bisher immer angedeihen ließ. Das Cover ist zwar durchaus nett anzusehen, aber optisch passt es leider nicht zu ihren übrigen Büchern ins Regal und hebt sich auch nicht gerade aus der Menge anderer Bücher des Genres heraus.

Der Schreibstil ist wie von der Autorin gewohnt locker-flockig zu lesen. Die Perspektive ist jedoch eine ungewöhnliche, da die ganze Erzählung aus Jasmines Sicht direkt an ihren Nachbarn Matt adressiert ist. Was dabei ein wenig irritierend ist, ist allerdings die Tatsache, dass sie ihn dabei die ganze Zeit über siezt, auch als die beiden sich bereits näher gekommen sind und sich eigentlich mit Vornamen anreden; dabei heißt der Roman doch „Das Jahr, in dem ich DICH traf“ (was sie so nur ein einziges Mal in einem Brief gegen Ende des Buches so schreibt) – für diese Eigenart ist jedoch vermutlich die Übersetzerin verantwortlich, da es im Englischen nun mal keinen Unterschied zwischen „du“ und „Sie“ gibt (auch wenn die Verwendung des Vornamens eigentlich einem Angebot des „du“ gleichkommt).

Die Protagonistin ist, seit sie ihr starres Tagewerk verloren hat, gewissermaßen eine sympathische Chaotin, mit der man sich sehr leicht identifizieren kann, und bringt den Leser mit ihrer Art häufig zum Lachen. Trotzdem schafft es Cecilia Ahern, ernsthafte Probleme und Fragen des Lebens so einzuarbeiten, dass sie nicht ins Lächerliche gezogen werden und zum Überdenken eigener Verhaltensweisen einladen.

Besonders schön dargestellt ist Jasmines Beziehung zu ihrer großen Schwester Heather, die am Down-Syndrom leidet und die sie deshalb vor allem und jedem zu beschützen versucht. Dass Heather sich aber durchaus ihrer Rolle als große Schwester bewusst ist, macht die Sache zwar ein wenig kompliziert, aber auch besonders schön, da beide Schwestern sich für die jeweils andere verantwortlich fühlen.

In einer missglückten Radiosendung zum Thema Down-Syndrom liegt auch Jasmines Hass auf ihren Nachbarn begründet, der als Moderator der fraglichen Show verantwortlich war. Als sie ihn näher kennenlernt, muss sie sich jedoch eingestehen, dass man sich in Menschen irren kann.

Toll war auch, dass man förmlich mit ansehen konnte, wie Jasmine gemeinsam mit dem Garten, den sie anlegt, in ihrer Persönlichkeit aufblüht und sich auf neues Terrain wagt – wie ihre Blumen reckt sie den Kopf über ihr bisher bekanntes Gebiet und wächst über sich selbst hinaus.

Erfrischend war außerdem, dass sich zur Abwechslung einmal keine Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten entspinnt, sondern eine ganz besondere Art der Freundschaft, was die Handlung deutlich weniger vorhersehbar macht.

Insgesamt ist Das Jahr, in dem ich dich traf von Cecilia Ahern mit einem lockeren Schreibstil, facettenreichen Charakteren und einer guten Mischung aus Charme und Ernst des Lebens eine ganz klare Leseempfehlung für dieses Frühjahr!