Rezension

Ergreifend, witzig, verschroben und märchenhaft

Die wundersame Mission des Harry Crane - Jon Cohen

Die wundersame Mission des Harry Crane
von Jon Cohen

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung

Das Buch beginnt zunächst ziemlich traurig, weil wir Harry auf der Beerdigung seiner Frau Beth kennenlernen. Wie schlecht es ihm ohne sie geht und seine Schuldgefühle sind mir von Anfang an sehr nah gegangen. Kurze Zeit später lernen wir auch Amanda kennen, die ebenfalls ihren Ehepartnern verloren hat. Doch Amanda kann es sich nicht leisten, in Trauer zu versinken, weil sie für ihre Tochter Oriana stark sein muss und das Leben ja nunmal einfach weitergeht.
Eine Zeit lang verfolgt der Leser die beiden Geschichten getrennt voneinander und ich war sehr gespannt, wann und wie die beiden aufeinander treffen würden. Es sind relativ dramatische Umstände, die dazu führen, dass bei Harry im Kopf eine Sicherung durchbrennt und er sich in sein Auto setzt und weit weg von seinem Zuhause in einen Wald fährt. Am absoluten Tiefpunkt seines Lebens lernt er Oriana und Amanda kennen und sie verhelfen ihm dazu, wieder Mut zu finden. Im weiteren Verlauf ist die Geschichte manchmal traurig, wenn es um Erinnerungen und Schuldgefühle geht, aber häufig ist sie auch sehr märchenhaft, verschroben und wirklich witzig. Dazu trägt jeder Charakter bei: Harry mit seiner Liebe zu Bäumen, Oriana, die an Märchen glaubt, Ronnie, der überall Zeichen von seinem toten besten Freund vermutet und die uralte, aber ziemlich gewitzte Bibliothekarin. Nur Amanda war in ihrer Art manchmal ein bisschen zu steif und ernst. Doch auch diesen Part brauchte die Geschichte.
Später nimmt die Geschichte einen echt verrückten Lauf. Manche Dinge kann man erahnen, ja ich habe sie mir auch gewünscht! Aber wie es zu den Geschehnissen kommt, fand ich wirklich nicht vorhersehbar, sondern erzählerisch super gelöst.

Fazit

Mir hat die Geschichte viel gegeben. Ich fand sie ergreifend, die Verschrobenheit der Charaktere und die witzige Erzählweise haben mir unheimlich gut gefallen. Nur mit Orianas Besessenheit von Märchen kam ich nicht ganz so zurecht. Im Mittelteil ca. hatte die Geschichte auch eine kleine Durststrecke, dass mich andere Dinge ein wenig abgelenkt haben. Aber irgendwann ging es wieder spannend weiter und am Ende hatte ich sogar echt Pipi in den Augen - ich bin also sehr glücklich und zufrieden mit dieser Geschichte.