Rezension

Ergreifende Geschichte

Feldpost -

Feldpost
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Juristin Cara sitzt in einem Café und hat eine Begegnung mit einer älteren Frau, die auf der Suche nach einer Adele ist, um ihr alte Briefe zu übergeben. Nur scheint diese Adele unauffindbar. Mit einem Trick vergibt die ältere Dame Cara die Briefe, die dann auch beginnt der Geschichte auf den Grund zu gehen. Und diese Geschichte hat es wirklich in sich…

Liebe, Familie, dunkle Geheimnisse, Schuld und eine sehr, sehr schwierige Zeit – das sind die wichtigsten Zutaten für diese spannende und unterhaltsame Geschichte. Zwar hatte ich schon recht früh eine konkrete Ahnung, wohin ein Teil der Geschichte gehen würde – aber es tat dem Buch überhaupt keinen Abbruch, denn in anderen Aspekten wurde ich wiederum sehr überrascht und das Buch ist insgesamt reich an überraschenden Wendungen.

Ich hatte bis dato noch kein Buch der Autorin gelesen und war hier direkt begeistert. Der Schreibstil ist sehr eingängig, richtig unterhaltsam und ich mochte das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Das lag aber natürlich auch am Thema – ich möchte hier nicht spoilern, daher bleibe ich äußerst vage – dass es sicher schon immer gab, nur sprach man eben nicht darüber.

Die Geschichte spielt auf zwei zeitlichen Ebenen – einmal in den 30ern und 40ern, zum anderen in 2000 – Zentrum der Geschichte ist fast durchgängig Kassel. Damals waren die Familien Kuhn und Materns befreundet, doch der Nationalsozialismus treibt langsam aber stetig einen Keil zwischen die Familien. Nur die Söhne beider Familien bleiben verbunden, dazu Adele, die mich sehr beeindruckt hat. Diese junge Frau hat Schneid und Courage und das mitten in der Kriegszeit. Chapeau! Dazu die Eltern im Ausland, zwei Liebende durch den Krieg entzweit, Hunger, Verzweiflung und ein Verrat – ach, dieses Buch bietet so viel, auf relativ wenigen Seiten. Das hätte ich so nicht erwartet und ich bin sicher, dass ich mich noch lange an dieses Buch erinnern werde, denn auch der Schluss hat mich auf ganzer Linie überzeugt.

Um ehrlich zu sein, hat das Buch aus meiner Sicht nur den Fehler, denn aus dem ganzen Potenzial hätte sicher noch mehr rausgeholt werden können. Die Autorin hat manches in der Nachbetrachtung dann doch ein bisschen knapp abgehandelt und da wäre sicher noch mehr Emotion und Spannung drin gewesen.

Dennoch ist es ein richtig gutes, ergreifendes Buch gegen das Vergessen. Ich empfehle es gerne weiter, 4,5 Sterne!