Rezension

Ergreifender Roman um Recht und Gerechtigkeit

Die Vergessenen - Ellen Sandberg

Die Vergessenen
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 4 Sternen

Ellen Sandberg verknüpft gekonnt historische Begebenheiten mit einem fiktivem Kriminalfall. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, wordurch nicht nur die Verbrechen im dritten Reich, sondern auch die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen bewußt werden. Ein spannender und erschütternder Roman um Recht, Gerechtigkeit und Schuld. Während Manolis an das Recht des Stärkeren glaubt und Gerechtigkeit um jeden Preis durchsetzt, ist Vera vorrangig auf der Suche nach einer brisanten Story und will die Wahrheit aufdecken. Kathrins Berufung und Gerechtigkeitssinn stehen im Konflikt zu ihren eigenen Bedürfnissen und der Angst um ihr Leben, ist sie anfangs noch recht naiv und ahnt nichts von den Verbrechen, die um sie herum geschehen, kann sie sich im weiteren Verlauf der Wahrheit nicht mehr verschließen und muss schwerwiegende Entscheidungen treffen.

Das Thema Euthanasie ist gut recherchiert, allerdings verliert sich die Handlung mitunter in Nebensächlichkeiten, die Figuren sind vielschichtig, aber nicht immer glaubwürdig, da ein tieferes Verständnis für ihre Beweggründe und Handlungen fehlt. Besonders Kathrins moralisches Dilemma ist nur bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar, hätte sie doch zumindest nach Kriegsende handeln können, wie man es von einer starken Persönlichkeit trotz ihrer Unsicherheit erwartet hätte.

Alles in allem ein eindringlicher Roman, der nicht durchgehend zu fesseln vermag und streckenweise arg konstruiert daherkommt, aber spannende Fragen aufwirft und in Bezug auf ungesühnte Verbrechen nachdenklich stimmt.