Rezension

Ergreifendes Zeitzeugnis

Der letzte Überlebende - Sam Pivnik

Der letzte Überlebende
von Sam Pivnik

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Leute fragen mich oft, warum ich so lange gewartet habe meine Geschichte zu erzählen. Das ist eine einfache Frage, aber die Antwort ist es nicht.“

Dieses Zitat vom Cover, sagt schon einiges aus. Die Frage, warum er seine Geschichte nicht schon viel eher niedergeschrieben hat, wird nicht direkt beantwortet. Allerdings kann man es nachvollziehen, nachdem man das Buch gelesen hat.

Sam Pivnik (ursprünglich Szlamek Pivnik) lässt uns in „Der letzte Überlebende“ autobiographisch an seinem Höllenritt teilhaben, den er aufgrund seiner jüdischen Herkunft durch die Verfolgung der Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg durchleben musste. Er hat mit Hilfe eines Ghostwriters (Mei Trow) seinen Lebensweg nachgezeichnet und lässt uns daran teilhaben.

Aufgewachsen in einem kleinen obeschlesischen Städtchen, war bis zu seinem 13Lebensjahr noch alles normal. Eine glückliche Kindheit, in der unabhängig von religiöser Zuordnung alle Kinder zusammenspielen. Dann kommt die NSDAP an die Macht und die Familie muss mitansehen, wie wenig Menschen ihnen helfen. Nachbarn und Freunde wenden sich ab, die wenigstens versuchen zu helfen. Ein Martyrium beginnt, einzig und allein aufgrund der religiösen Herkunft.

Mich hat dieses Buch sehr gerührt und ich finde es immer wieder erschreckend, wie brutal die Menschheit sein kann. Der Leidensweg von Sam Pivnik ist eigentlich unvorstellbar, aber gerade deshalb sind Berichte von Zeitzeugen so wichtig. Vor allem da diese bald nicht mehr da sein werden um uns zu berichten.

Es ist ein wichtiges Buch, das meiner Meinung nach jeder lesen sollte (gerade auch die Nachkriegsgeneration – zu der ich selber zähle).

Ein Mahnmal gegen Schubladendenken und vereinfachter Einteilung in Gruppen (nach Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung), heutzutage extrem wichtig – wie eh und je.

Was mich besonders erschreckt hat, war die Tatsache, dass er immer noch das Gefühl hat rechtfertigen zu müssen, warum die Juden selbst sich nicht mehr gewehrt haben.