Rezension

Erholsame Geschichte für zwischendurch

Talvars Schuld - Valerie Colberg

Talvars Schuld
von Valerie Colberg

Bewertet mit 4 Sternen

Erster Satz

Der Regen ist so stark, dass das gurgelnde Wasser unter dir den Boden fortspült und dich ins Straucheln bringt.

Meinung

Nach seinem Militärdienst wird Kadevis von seiner Tante in die Hauptstadt Kessels geschickt, um Einblicke in die dortige Politik und den Rat zu erhalten. Sein Mentor ist niemand anderes, als einer der besten und erfolgreichsten Gerichtsredner der Stadt, Malkar der Bluthund. Nach dem Tod eines gegnerischen Redners, begegnet Kadevis Sotan Talvar, dem Mann, dem vor 15 Jahren die Ermordung an Kadevis Eltern und Unterschlagung von Kriegsbeute vorgeworfen wurde. Sein Mentor überzeugt ihn dazu, Nachforschungen darüber anzustellen, um den Fall wieder neu aufzunehmen. Ehe Kadevis sich versieht gleitet er immer mehr zwischen die Fronten und als er Lerina, Talvars Tochter, näher kommt ist er sich nicht mehr sicher ob er das Richtige tut. 

Der Schreibstil war von Beginn an flüssig zu lesen und brachte die Welt, deren Regeln und Bewohner super rüber. Geschrieben ist die Geschichte aus der aus der Sicht eines Erzählers und folgt Kadevis, bis auf im Prolog, das gesamte Buch über. Die Story beginnt sachte und zusammen mit Kadevis lernt der Leser die Stadt und seinen Mentor kennen, erhält Unterweisungen in den Rat, der die Stadt regiert und den Unterschied der Schichten, in die man hineingeboren wird. Kadevis gehört einer der großen Familien an, die den Rat leiten und für die Macht und Anerkennung viel bedeutet. Erst nach den ersten hundert Seiten nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Das gesamte Buch ist ruhig, es gibt nur wenig bis gar keine actionreiche Szenen, stattdessen dreht es sich eher um kleine, familiäre und politische Machtspielchen. Das Ende war realistisch und wäre anders auch einfach nicht möglich gewesen, ohne unglaubwürdig zu wirken.

Charaktere

Kadevis ist in so ziemlich allen Situationen unsicher und weiß nie so recht was er tun soll. Oft entscheidet er viel zu unüberlegt oder folgt naiv einer anderen Person. Zwei Eigenschaften, die nicht gerade vorteilhaft sind, besonders bei Protagonisten. Das gesamte Buch über war es ein auf und ab mit ihm, trotzdem bangte und fieberte ich an einigen Stellen mit ihm mit. Und im Großen und Ganzem war er mir doch recht sympatisch.

Sein Mentor Malkar war das gesamte Buch über nicht zu durchschauen. Der Bluthund, dessen Beinamen durch seine gnadenlos gewonnenen Fälle vor Gericht entstand, konnte seine Absichten perfekt verstecken. 

Ebenso wie Malkar, spielte auch Talvar sein Spiel. In einigen Momenten zeigte er jedoch wohl auch sein wahres Ich, das zerbrechlich und schwach war. Aus dem einst stolzen Mann ist ein gebrechlicher Greis geworden, dem nichts außer seiner Familie blieb. Nichtsdestotrotz war er nicht zu unterschätzen. Besonders wenn es um seine Tochter Lerina ging, verstand er keinen Spaß und hütete sie wie seinen Augapfel.

Fazit

Erholsame Geschichte für zwischendurch, denn nur selten gibt es Bücher ohne viele körperliche Auseinandersetzungen und Handgemengen. 4/5 Sterne