Rezension

Erkenne dich selbst

Erkenne dich selbst
von Richard David Precht

Bewertet mit 5 Sternen

Im 2. Teil seiner Philosophiegeschichte behandelt Precht die Zeit von der Renaissance (ab ca. 1450) bis Hegel (um 1830). Zunehmend wird erkannt, dass die Welt nicht einfach so da oder von Gott erschaffen ist, sondern im Bewusstsein erscheint. Daher passt der Titel „Erkenne dich selbst“, auch wenn der Spruch eigentlich aus der griechischen Antike stammt. Die Idee der Selbstreflexion entwickelt sich nicht gradlinig. Es gibt Vorläufer im Mittelalter wie Ramon Lull (1232-1316) und die typischen Vertreter wie Immanuel Kant, dazwischen aber auch Hardliner wie Newton, die darauf beharren, dass Raum und Zeit unabhängig vom Subjekt existieren. Und davon gehen wir ja auch heute meist noch aus. Dem Autor gelingt es, diesen zentralen Gedanken der „Kopernikanischen Wende“ als eine Art roten Faden durch die Jahrhunderte der Geistesgeschichte in Europa aufzuzeigen und nachvollziehbar zu machen. Dabei werden die Philosophen, auch etliche weniger bekannte – als Menschen mit ihren Eigenarten lebendig. Dieses Buch hatte ich bereits kurz nach dem ersten Band „ Erkenne die Welt“ vorbestellt. Ich kenne schon mehrere Bücher von R. D. Precht und finde die klare, auch für nicht Abiturienten, verständliche Sprache herausragend. Die Qualität steht seinen anderen Büchern in nichts nach. Ganz im Gegenteil. Ermüdend finde ich die, in schierer Fülle, genannten Fakten. Denn bei Abschnitten in welchen ich keine Vorbildung hatte musste ich den roten Faden manchmal erarbeiten, aber das macht mir ausgesprochen Freude. Die 620-Seiten sind spannend zu lesen, ein bleibender innerer Gewinn