Rezension

Erkenntnisreiche Literatur, um sich seinen eigenen Seelenwunden bewusst zu werden und um diese zu akzeptieren, sowie zu heilen.

Heile die Wunden Deiner Seele -

Heile die Wunden Deiner Seele
von Lise Bourbeau

Bewertet mit 5 Sternen

Beim Lesen eines Buches über Narzissmus erwähnte die Autorin meiner damaligen Lektüre das Thema "Seelenwunden". Dadurch habe ich erfahren, dass meine Seelenwunden der Grund für die Begegnung mit einem Narzissten und der daraus folgenden emotionalen Misshandlung waren. Da das Thema in dem Buch nur kurz angeschnitten wurde, verwies die Autorin auf das Sachbuch „Heile die Wunden Deiner Seele“ von Lise Bourbeau. Da ich mehr über meine Seelenwunden erfahren-, sowie lernen wollte, diese zu heilen, kaufte ich mir das Buch.

Inhalt

Dieses Sachbuch besteht aus 7 Kapiteln, einem Vorwort, sowie Informationen über die Autorin.
Lise Bourbeau ist überzeugt davon, dass sich das Leid der Menschen in fünf Seelenwunden wiederfindet. Leiden wir an einer dieser Seelenwunden, tragen wir eine Maske, um uns zu schützen.

Im ersten Kapitel erklärt uns die Autorin, anhand eines Vergleichs, das Verhältnis zwischen Wunde und Maske. So sollen wir uns unsere Seelenwunde als einen Schnitt an der Hand vorstellen. Anstatt dass wir uns um diese Verletzung kümmern, ziehen wir einfach einen Handschuh darüber, um ihn nicht mehr zu sehen.
Dieser Handschuh steht sinnbildlich für die Maske. Durch diese geben wir vor, nicht verletzt zu sein. Berühren dann andere unsere Wunde, bzw. den Schnitt an der Hand, so schreien wir sie an, dass sie uns weh tun. Unsere Mitmenschen sind irritiert, denn sie wollten uns nicht weh tun, sondern nur durch eine zärtliche Geste ihre Zuneigung ausdrücken. Sie wissen ja nichts von der Verletzung hinter unserer Maske.
"Denk daran, dass du (...) nicht wirklich du selbst bist, wenn du dich hinter deiner Maske verbirgst."

In Kapitel 2 bis 6 geht die Autorin im Detail auf die einzelnen Wunden und ihren entsprechenden Masken ein:
Besitzen wir die Seelenwunde der Ablehnung, tragen wir die Maske des Flüchtenden.
Lise Bourbeau zeigt zu Beginn der folgenden Kapitel jeweils ein Schaubild der Körperform und -haltung der entsprechenden Maske. „Dieser Körper will – ganz wie der Flüchtende selbst – nicht zu viel Platz einnehmen.“
Weil der Flüchtende sich wertlos fühlt, versucht er immerzu perfekt zu sein, um so aus der Sicht der anderen wertvoll zu erscheinen.
„Der Mensch der sich abgelehnt fühlt, ist nicht objektiv, sondern interpretiert alle Vorfälle aus der Perspektive seiner Wunde und wird sich auch dann abgewiesen fühlen, wenn dies überhaupt nicht der Fall ist.“

Besitzen wir die Seelenwunde des Verlassenwerdens, tragen wir die Maske des Abhängigen. „Der Abhängige wird oft als faul abgestempelt, da er Dinge nicht gern allein verrichtet.“ Zudem erwähnt die Autorin auch zu jeder Seelenwunde ihre größte Angst. In diesem Fall nennt sie die Einsamkeit, als die größte Angst des Abhängigen.
Besitzen wir die Seelenwunde der Demütigung, so tragen wir die Maske des Unterwürfigen. Der Unterwürfige schafft sich stetig neue Verpflichtungen und versucht überall behilflich zu sein. „Solange er anderen hilft, hat er das Gefühl, sich nicht schämen zu müssen, doch fühlt er sich dabei oft ausgenützt und gedemütigt.“
Besitzen wir die Seelenwunde des Vertrauensbruchs, tragen wir die Maske des Kontrollierenden. Der Kontrollierende hat große Erwartungen und kann "die 'Faulheit' anderer nicht ertragen".
Besitzen wir die Seelenwunde der Ungerechtigkeit, tragen wir die Maske des Starren. Starre Menschen sind oftmals Perfektionisten und dazu, laut der Autorin, der Meinung, dass man sie nur für das, was sie TUN schätzen würde und nicht für das was sie SIND.
„(...) solche Menschen sind sehr sensibel, doch versuchen sie diese Feinfühligkeit mit allen Mitteln vor sich selbst und den anderen zu verbergen. Sie tun so, als könnte nichts sie berühren. Deshalb scheinen sie auch kalt und gefühllos zu sein.“

Am Ende jeder Beschreibung der Seelenwunden finden wir eine kurze Zusammenfassung über die jeweiligen Merkmale, wie zum Beispiel das erste Auftauchen der Maske, den benutzten Wortschatz, den Charakter, die größte Angst, sowie mögliche Krankheiten.

Im letzten Kapitel legt die Autorin unter anderem dar, dass jede Maske andere Redegewohnheiten hat. Zudem geht sie nochmal detailliert auf die größten Ängste ein und macht deutlich, dass wir oftmals genau DAS den anderen vorwerfen, was WIR uns selber und ihnen zufügen.
So erklärt Lise Bourbeau, dass die größte Angst des Starren die Gefühlskälte ist, während er sich seiner eigenen Gefühlskälte gar nicht bewusst ist. Er will Harmonie in seinem Umfeld und hält sich für liebevoll, zeigt sich jedoch kalt, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt.

Die Autorin erklärt, dass der erste Schritt zur Heilung einer Seelenwunde darin besteht, „...sie zu ERKENNEN und zu AKZEPTIEREN, was jedoch keineswegs heißen muss, mit ihr einverstanden zu sein.“

„Du musst wissen, dass du es nicht immer allen Menschen recht machen kannst und dass du menschliche Reaktionen haben kannst, die anderen missfallen. Du solltest dich dafür weder kritisieren noch verurteilen.“

Fazit

Das Buch ist sehr übersichtlich strukturiert.
Die Autorin wählt einen freundschaftlichen Umgangston.
Sie zeigt alle Merkmale der einzelnen Seelenwunden, erwähnt aber immer wieder, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Person ALLE Merkmale zeigt. „Sie stellen den Extremfall dieses Charaktertyps dar (...)“ So habe ich mich in vielem wiedererkannt, fand einzelne Merkmale meiner Wunden jedoch überhaupt nicht zutreffend.

Die Autorin zeigt Verständnis, sowie Mitgefühl und bittet uns mit unseren Mitmenschen ebenso umzugehen, da wir durch dieses Buch lernen: Wenn wir unsere Masken tragen, können unsere Mitmenschen unsere Wunden gar nicht sehen. Ebenso können wir ihre auch nicht sehen, wenn sie zum Schutz ihre Masken tragen.

Meine Erwartungen an dieses Buch wurden erfüllt: Ich habe aufschlussreiche Informationen zu meinen Seelenwunden erhalten, ebenso wie überraschende Erkenntnisse zu meinen Masken, sowie hilfreiche Lösungsvorschläge.

Dieses Buch ist eine hilfreiche Lektüre, um deine Seelenwunden zu erkennen, sowie um dir klar zu werden, dass du vieles, was du anderen vorwirfst, dir selber (und auch anderen) zufügst. Diese Lektüre motiviert dazu die Heilung deiner Seele in Angriff zu nehmen und endlich mit dir ins Reine zu kommen.