Rezension

Ermittlerin mit Doppelleben

Leona - Die Würfel sind gefallen
von Jenny Rogneby

In Stockholm betritt ein etwa siebenjähriges und offensichtlich schwer misshandeltes Mädchen eine Bank, stellt einen Kassettenspieler ab und lässt ein Tonband laufen. Die Stimme auf dem Tonband droht, dass dem Mädchen etwas angetan werde, wenn dieses nicht mit Bargeld die Bank verließe. Wochenlang geistert dieser Raub durch die Medien, denn schon bald sollen ihm weitere folgen.

Mit Leona Lindberg erleben wir eine junge Ermittlerin, die mit diesem Fall betraut wird und sehr mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat. Schon bald fragt sich der Leser, ob Leona die richtige Ermittlerin für diesen Fall ist...

Ja, wenn man dieses Buch liest, muss man sich „auf alles gefasst machen“, wie im Klappentext bereits angekündigt wird. Die Geschichte steckt tatsächlich voller überraschender Wendungen, mit denen man nie im Leben gerechnet hätte. Entsprechend bleibt die Spannung durchgehend erhalten und das Buch liest sich schnell und angenehm.

Allerdings muss ich anmerken, dass die Protagonistin Leona wirklich schwer gewöhnungsbedürftig ist und es dem Leser nicht möglich ist, sich mit dieser Person zu identifizieren. Auch bleiben ihre Motive weitgehend unverständlich und Leona schockiert auf ganzer Linie. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, im Gegenteil, denn ich für meinen Teil fand es sehr spannend, diese eigenwillige Persönlichkeit zu erleben und mich mit ihr auseinander zu setzen. Ich kann mir nur vorstellen, dass es manchem Leser schwerfallen wird, Zugang zu dem Buch zu finden, wenn die Protagonistin eine so offenkundige Psychopathin ist.

Für wirklich problematisch hingegen halte ich nicht besonders ausdifferenzierten anderen Charaktere. Es wird nicht deutlich, warum sich andere Figuren auf Leonas Machenschaften einlassen und mit welchen Argumenten diese überzeugt werden. Man könnte meinen, Leona befinde sich einfach dauerhaft auf der Überholspur und es bedürfe für sie keinerlei Anstrengung, alles zu erreichen, was sie sich wünscht.

Das klingt jetzt leider alles etwas schwammig, aber ich müsste hier schon einen dicken Spoiler einbauen, um konkret erklären zu können, was ich meine. Man macht sich an manchen Stellen einfach Gedanken, ob die Ereignisse in der Realität tatsächlich so gekommen wären und nach dem 1000. Zufall wird es dann einfach zu viel des Guten.

Insgesamt war dieser Thriller nicht schlecht, aber dennoch bewegte er sich meiner Einschätzung nach mehr im Mittelfeld. Spannung war da, unerwartete Wendungen gab es auch (wobei allerdings die erste, entscheidende Wendung viel zu früh kam) und einen bösen Cliffhänger am Ende gab es auch. Dieser Band soll der Auftakt einer Trilogie sein, doch ich bin mir nicht sicher, ob dieser erste Band ausgereicht hat, um mich zum Weiterlesen zu bewegen. Dafür waren mir viele Passagen einfach zu unrealistisch und die Motive der Handelnden zu unklar. Ganz abgeneigt bin ich jedoch nicht.