Rezension

Ermittlungen zwischen Übernatürlichem, Hexerei und persönlichen Krisen

Moorfeuer - Nicole Neubauer

Moorfeuer
von Nicole Neubauer

Bewertet mit 5 Sternen

Kurz vor Ostern verbrennt eine Frau im Freisinger Moos. Die Brandstelle erinnert an einen Scheiterhaufen und sie trägt ein Amulett um den Hals. Die Münchner Mordkommission rund um Michael Waechter wird hinzugezogen. Die Indizien sind bedrückend, eine Brandstelle, eine Leiche, Hinweise auf Fremdverschulden. Wurde die Frau in der Einsamkeit des Moors ermordet? Die Spuren führen zu einem Bauernhaus, dort lebt die Tochter der Ermordeten. Außerdem soll der Geist eines kleinen Mädchens dort spuken. Waechter und sein Team werden immer tiefer in den Fall hineingezogen und haben dabei mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, doch die Frage bleibt: Wer hat die Frau derart grausam getötet?

Moorfeuer ist der zweite Fall von Michael Waechter und seinem Team, bestehend aus Johannes Brandl, Elli Schuster und dem Hüter des Schweigens und steht seinem Vorgänger „Kellerkind“ in Nichts nach. Wieder hat Frau Neubauer mich durch ihren sehr angenehmen Schreibstil und die starken Charaktere überzeugt. Diese haben sich nicht verändert:

Waechter ist noch immer ein Messi und kämpft mit den Problemen seiner Vergangenheit, Hannes Brandl steht sich noch immer selber im Weg und gerät mit Jedem aneinander, während Elli und der Hüter des Schweigens den Fall systematisch und ruhig bearbeiten. Auch wenn die persönlichen Krisen stellenweise die Ermittlungen selber in den Hintergrund schieben, habe ich dies nicht als unangenehm empfunden. Für mich hat es nur deutlicher gemacht, dass sich vor allem Hannes kaum auf den Fall konzentrieren konnte. Ich habe insbesondere mit ihm mitgelitten und hätte ihm das ein oder andere Mal gerne einen Schlag verpasst um ihn auf die richtige Spur zu bringen.

Obwohl die Ermittlungen deutlich chaotischer ablaufen als im Vorgängerroman, kommt man als Leser gut mit und kann seine eigenen Schlüsse ziehen. Im Gegensatz zur Mordkommission bekommt man alle Informationen und wünscht sich das ein oder andere Mal, dass die Ermittler persönliche Differenzen und Krisen überwinden und wieder gut zusammen arbeiten. Doch welche Ermittlungen laufen schon immer perfekt?

Neben den authentischen Charakteren besticht der Mordfall meiner Meinung nach durch die Thematik rund um das Übernatürliche (Spukt es in dem alten Bauernhaus wirklich?) und die Vergangenheit der Personen (Warum wurde die Frau verbrannt, geradezu hingerichtet und wie eine Hexe verbrannt?). Je weiter man im Buch kam, desto tiefer tauchte man in die Ermittlungen und die schockierenden Hintergründe ein. Oft war ich entsetzt, dass noch in der heutigen Zeit gewisse Ansichten und Überzeugungen vorhanden sind.

Insgesamt hat mich der zweite Fall aus München sehr überzeugt. Er hat mir sogar besser gefallen als der erste Fall und ich kann es kaum erwarten den nächsten zu lesen, was auch mit dem mehr oder weniger vorhandenen Cliffhanger am Ende zu tun hat. Ein spannender und gut recherchierter Kriminalroman aus Süddeutschland, den ich Krimiliebhabern weiter empfehlen würde.