Rezension

Erneut ein toller Seethaler!

Das Café ohne Namen
von Robert Seethaler

Bewertet mit 5 Sternen

Als großer Seethaler-Fan habe ich auch seinen neuesten Roman mit Begeisterung verschlungen. "Das Café ohne Namen" handelt von Robert Simon, der in Wien lebt. Es ist das Jahr 1966 und die Stadt scheint immer noch mit den Nachwehen des Zweiten Weltkrieges zu kämpfen. Doch Robert Simon wagt den Schritt ins Ungewisse und pachtet das Erdgeschoss eines Wohnhauses, um dort sein eigenes Café zu eröffnen. Auf den 283 Seiten des Romans wird der Alltag in genau diesem Café geschildert und man bekommt einen tollen Eindruck von all´ den Menschen, die regelmäßig oder auch nur sporadisch dort vorbeischauen. Im Fokus stehen dabei Robert Simon sowie seine Angestellte Mila, die mit verschiedensten Problemen zu kämpfen haben. 
Auch die Gäste des Cafés haben alle ihre eigenen Päckchen zu tragen und die Leser*innen erfahren nach und nach mehr über die verschiedenen Individuen. 

Ich habe den Roman mit Begeisterung gelesen, auch wenn der Spannungsbogen eher flach gehalten wird. Seethaler schafft es aber durch seine Sprache und die genau geschilderten Eindrücke, dass man sich das Café sowie die Stadt Wien zu dieser Zeit sehr gut vorstellen kann und nahezu in die Handlung "hineingesogen" wird. Nach kurzer Zeit kamen mir die Gäste des Cafés vertraut vor und ich wollte unbedingt wissen, wie es mit ihnen und ihren Problemen weitergeht. Dabei beschreibt Seethaler seine Figuren stets sehr authentisch und ich konnte mich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen. Auch sprachlich hat mich das Buch überzeugt, da der Schreibstil sehr flüssig und ansprechend ist. 

Ich würde "Das Café ohne Namen" als ruhigen Roman beschreiben, bei dem man sehr gut entschleunigen kann. Perfekt für regnerische Tage oder einfach eine Auszeit vom Arbeitsalltag! Eine klare Leseempfehlung!