Rezension

Ernster als erwartet

Oma ihr klein Häuschen - Janne Mommsen

Oma ihr klein Häuschen
von Janne Mommsen

Bewertet mit 4 Sternen

Janne Mommsen wurde vor einiger Zeit mal als “die männliche Dora Heldt” bezeichnet. Da ich Dora Heldt als Autorin sehr schätze und ihre Bücher stets verschlungen habe, war ich daher direkt neugierig und wollte unbedingt ein Buch von Janne Mommsen lesen. Die Wahl fiel auf “Oma ihr klein Häuschen”, was eindeutig die richtige Wahl war.

Etwas gewöhnungsbedürftig war jedoch der Schreibstil. Dieser liest sich zwar flüssig und leicht, aber oftmals wirken die oftmals sehr kurzen Sätze etwas abgehakt. Wer bei so einem Buch auf einen lockerleichten Urlaubsroman gehofft hat, muss sich also erst einmal vollkommen umstellen. Aber dennoch: Auch wenn der Schreibstil recht trocken und neutral erscheint, so ist er dennoch sehr gut, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Die Dialoge sind dagegen stellenweise sehr witzig und gut ausgearbeitet, sodass ich auch die Figuren recht schnell ins Herz schließen konnte. Die Orte und die Figuren sind dazu sehr gut beschrieben, sodass es mir sehr leicht fiel, mich voll und ganz auf die Geschichte einzulassen. Ganz besonders die Lebensgeschichte der Oma hat mich beeindruckt. Sie bleibt für die Familie stets wie ein Geheimnis. So weiß niemand, warum sie zwischendurch immer wieder spurlos verschwindet und sogar an ihrem eigenen Geburtstag nicht aufzufinden ist.

Sönke und seine Familie haben mir sehr gut gefallen. Alle wirken immer etwas chaotisch und sie leben nicht immer nur friedlich miteinander. Da jeder seinen Macken hat, treffen starke Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch waren sie trotz all ihrer Macken stets liebenswert und sympathisch, die Dialoge witzig, können aber auch zum Nachdenken anregen.

Natürlich soll die Geschichte in erster Linie unterhaltsam sein, allerdings gibt es auch ein paar Themen, die nicht unbedingt nur witzig sind. Der Tod und Alkoholprobleme werden hier genauso beschrieben, wie auch die Liebe und die Familie. Die Mischung ist jedoch gut gewählt, sodass es weder zu bedrückend, noch zu überwitzig dargestellt wird.

Ganz besonders das Ende hat mich sehr beeindruckt, denn es werden sehr viele Fragen beantwortet, die mir während der Geschichte im Kopf schwirrten. So wird u.a. aufgelöst, was die Oma macht, wenn sie verschwindet. Dies liest sich stellenweise sehr traurig, was ich im Vorfeld nie erwartet hätte, da ich mit einer lockerleichten Urlaubsgeschichte gerechnet habe. So kann man sich täuschen, so kann man aber auch genauso überrascht werden, denn das Buch ist trotz falscher Vorstellung unglaublich gut und unterhaltsam.

Wirklich schön ist die Covergestaltung, die direkt ein gewisses Urlaubsgefühl ausstrahlt. Die Schafe und das Haus sind gut getroffen und auch die Kurzbeschreibung hat mich zum direkten Weiterlesen animiert. Die wichtigsten Themen sind dabei gut zusammengefasst und verraten dabei nicht zu viel. Die einzelnen Kapitel hätten vielleicht anders gestaltet werden können, aber ansonsten bin ich mit der Aufmachung sehr zufrieden.

Insgesamt hat mir “Oma ihr klein Häuschen” sehr gut gefallen. Interessante Charaktere, tolle Ortschaften und eine gut ausgearbeitete Familiengeschichte sorgen dafür, dass ich auch die weiteren Bände unbedingt lesen möchte. Die perfekte Lektüre für einen verregneten Nachmittag oder auch eine gute Vorbereitung auf den nächsten Inselurlaub! Empfehlenswert für Fans von Dora Heldt, Emma Bieling und Gabriella Engelmann.