Rezension

Ernster Hintergrund

Palace of Silk - Die Verräterin
von C. E. Bernard

Endlich Frankreich – Endlich frei! So ist Reas Gefühlslage, als sie endlich das Festland erreicht und sich bei ihren Freunden von den englischen Strapazen erholt. Doch dann wird sie an den französischen Hof gerufen und anstatt Zeit mit ihrem Bruder und auf der Suche nach einem schönen normalen Job zu verbringen, beginnt der ganze Strudel erneut …

Der zweite Band schließt recht nahtlos an den ersten an, sie wirken beinahe wie aus einem Guss – was ich bei dieser Buchreihe sehr begrüße. Die Bücher sind in rascher Folge erschienen und mit dem dritten Band abgeschlossen – perfekt also um sie in einem weg zu schmökern (ja, das soll eine Empfehlung sein).
Der Leser wird hier mit einer französischen Version des Umgangs mit Magdalenen konfrontiert. Auf den ersten Blick ist diese freier und unbeschwerter, auf den zweiten offenbaren sich doch so einige Defizite, auch im politischen Umgang ihnen. Ich habe am Anfang richtig gespürt, wie Rea ihre Freiheit genoss. Das tragen zu dürfen, was sie wollte, das tun und sagen zu können, was ihr gerade in den Sinn kam. Dazu kommend wohnte sie noch bei den drei Musketieren (Blanc, Rene und dem Comte, die in der Handlung auch einen großen Stellenwert einnehmen). All das zusammengenommen vermittelt dem Leser vor allen Dingen zu Beginn ein wunderschönes Gefühl von Geborgenheit. Rea hat immer einen Rückzugsort – und sie hat Freunde – die sie auch dringend benötigt.

Im Vergleich zum ersten Band stehen hier mehr die Beziehungen im Vordergrund – und die Emotionen vieler zerstörter Charaktere. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, nicht nur Rea, und das kommt im zweiten Band viel stärker zum Tragen als im ersten. Die Beziehung zwischen Rea und Robin wird hier noch mit einigen Komplikationen garniert (bisweilen empfand ich das Drama als ein bisschen zu stark), aber wo Robin und Rea mit Dampfwalzen, die gerade kollidiert sind, verglichen werden können, entwickelt sich die Beziehung der drei Musketiere geradezu vorsichtig und flüsterleise. So schön, so liebevoll. Die Beziehung zwischen ihnen steht für mich für das ganze Buch. Kann man eine Magdalene lieben? Wie geht das, wenn deine Gedanken nicht mehr deine eigenen sind und er jeden Gedanken kennt? Der Handlungsstrang hat für mich auf jeden Fall die zwei Dampfwalzen wieder schön ausgeglichen.

Es war deutlich zu spüren, wie sehr die Autorin das Setting (Paris!) liebt. Sie hat die verschiedenen Orte so lebendig beschrieben, dass ich mich für meinen Teil fühlte, als sei ich wirklich dort und würde durch Reas Augen sehen. Wundervoll. Gerade dadurch wird dem Buch eine richtige Wahrhaftigkeit verliehen, die über den gesamten Band hinweg bestehen bleibt. Auch die Gedankenduelle der Magdalenen haben einen schön plastischen Anstrich bekommen, sodass man auch im Kopf der Handelnden alles verfolgen kann.

Mit Madam Hive tritt übrigens ein gefährlicher Widersacher auf den Plan, aber über sie möchte ich nicht allzu viel vorweg nehmen.
Generell empfand ich das Buch ernster – auch durch den politischen Aspekt, der hier deutlich zum Vorschein kommt. Immer wieder tritt er auf die Bühne, immer wieder wird hier deutlich, dass eben noch nicht für alle Menschen gleiche Regeln gelten – und der politische Diskurs gefärbt wird von Angst und Unwissen. Das kennen wir doch irgendwoher …

Ich liebe diverse Aspekte des Buches, das einzige was mich hin und wieder ein bisschen genervt hat, war das hin und her zwischen Rob und Rea. Ich komme trotz dessen nicht umhin, dem Roman 4,5 Sterne zu geben.