Rezension

Ernsthafte Tabuthemen spannend verpackt. Sehr empfehlenswertes Buch!

Speechless (Sprachlos) - Hannah Harrington

Speechless (Sprachlos)
von Hannah Harrington

Bewertet mit 4 Sternen

Speechless ist ein sehr schönes Jugendbuch mit einer spannenden Thematik, noch spannenderen Charakteren und Entwicklungen. Es geht um den Alltag von Jugendlichen, also ums Erwachsen werden und um ernste (Tabu-)Themen wie Mobbing.

Es geht um die Protagonistin Chelsea. Die 16 jährige gehört mit ihrer besten Freundin Kristen zu den angesehenen aber auch gefürchteten Mädchen der High School. Chelsea ist ein typisches Gossip Girl, die jede Neuigkeit, die sie herausbekommt, direkt weitertratschen muss, ohne sich Gedanken um ihre Mitmenschen zu machen. Als sie genau das jedoch auch auf einer Silvester Party macht, ahnt sie noch nicht, dass das ihr ganzes Leben verändern und schlimme Folgen haben wird, woraufhin sogar die Polizei zum Einsatz kommen muss. Da Chelsea als Auslöser des ganzen Dramas, was folgt, auserkoren wird, wird sie in der Schule gemieden und nicht nur das, sie wird von allen bei jeder Gelegenheit ganz fies behandelt.

Das Buch ist sehr gut aufgebaut und lässt sich sehr flüssig lesen. Die Geschichte beginnt schon direkt mit einem Gespräch zwischen Chelsea und ihrer besten Freundin Kristen und man wird direkt in das Leben von dem Mädchen, das voller Neugierde alles herausbekommen möchte und es nur allzu gern weiter verbreitet, hineingezogen und spürt, dass das nicht gut enden kann. Sie würde auch vor Erpressung nicht zurückschrecken, immer angeheizt durch Kristen.                              Die Sprache ist einem Jugendbuch angemessen, einfach und gut verständlich, steigert sich jedoch parallel zur Entwicklung der Geschichte.

Zu den Personen: Chelsea und Kristen sind so typische Mädchen, wie ich sie in der Schule gemieden hätte, um die man aber beim besten Willen nicht drum herum kommt. Sie bilden sich ein, etwas besseres zu sein und andere schikanieren zu können und fühlen sich dadurch mächtig. Nicht gerade besonders sympathische Charaktere. Dennoch ist die Geschichte so aufgebaut, dass man spannend weiter liest, wie es weiter geht. Chelsea ist vom Gruppenzwang geleitet, doch der eine Moment auf der Party ändert alles. Nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihres Mitschülers Noah. Und damit beginnt ein toller Wandel der Protagonistin, die beschließt ein Schweigegelübte abzulegen, damit sie eben nicht mehr alles so schnell weiterplaudern kann.

Den Gedanken daran, mir selbst mit 16 Jahren das Sprechen zu verbieten finde ich enorm und, dass Chelsea es auch noch so eisern durchzieht ist wirklich bewundernswert und das zeigt auch ihre eigentliche Charakterstärke, vor allem bei dem, was sie von nun an alles in der Schule ertragen muss. Die Autorin hat für mich die Gedankengänge, die während des Schweigegelübtes intensiv stattfinden ganz toll herausgearbeitet und das bringt für mich eine große Spannung herein. Sowie manch eine Begegnung, die viel in Chelseas Leben und ihrer Denk- und Sichtweise ändert. Und so kommen noch weitere tolle Charaktere hinzu, die die Geschichte prägen und sie einzigartig machen. Zu viel will ich hier gar nicht verraten ;-) Und obwohl einige Dinge wirklich etwas vorhersehbar sind, passieren doch auch einige Dinge, die mich überraschen und bei denen ich mitgehen konnte.

Besonders hervorzuheben ist noch das Cover des Buches: Es wirkt zunächst sehr schlicht in weiß. Doch eigentlich passt das fantastisch zu der Stille zu diesem Schweigegelübte, das sich Chelsea auferlegt. Das Buch wirkt so rein und sauber, aber inhaltlich geht es zunächst ja alles andere als sauber zu. Beim näheren Hinsehen merkt man, dass das Cover optisch durch eine sehr schöne Veredelung auffällt, die das weiße Cover so wirken lässt, als wäre es zersprungen oder aufgeplatzt. Eine ganz tolle Umsetzung und doch recht auffällig in meinem bunten Bücherregal ;-)

Fazit:
Ich fand es schön, die Geschichte von Chelsea und den anderen zu lesen, obwohl ich zum Glück schon eine Zeit aus dieser Phase des Lebens heraus bin. Die Autorin spricht ganz ernsthafte (Tabu-)Themen an, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu predigen und schafft einige Momente, bei denen ich manches mal zwar schockiert von so viel Gemeinheit der Jugendlichen, konnte aber in einigen schönen Momenten auch schmunzeln. Und auch trotz etwas Kitsch zwischendurch wirkten gerade die "Guten" so aufrichtig, was ich sehr mochte.
Alles in allem ein wichtiges Buch vor Allem für Jugendliche und einzig für den zwar guten aber eben doch recht einfachen Sprachstil, die ein oder andere vorhersehbare Situation und die anfangs ganz unausstehliche Chelsea mache ich ganz klitze kleine Abzüge.