Rezension

Erschreckend, aber sehr bemerkenswert

Befreit - Tara Westover

Befreit
von Tara Westover

Bewertet mit 5 Sternen

Bei „Befreit“ handelt es sich um die Memoiren einer jungen Frau, Tara Westover, welche als jüngstes von sieben Kindern im ländlichen Idaho aufwuchs. Ihr Vater, ein radikaler Mormone, hielt aus krankhafter Überzeugung die Familie von Schule und medizinischen Einrichtungen fern; ihre Mutter, eine selbsterlernte Hebamme, baute mit dem Wissen über Heilkräuter eine gut laufende Produktion homöopathischer Mittel auf. Trotz teilweise schwerster Verletzungen bei der Arbeit auf dem Schrottplatz verließen sich die Eltern voll und ganz auf Gott und auf die Heilkräuter, statt dringend notwendige medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, und rüsteten sich mit Waffen- und Benzinlagern sowie mit Lebensmittelvorräten für den Weltuntergang.
Mit 17 Jahren trifft Tara eine folgenschwere Entscheidung: Sie bringt sich selbst alles bei, was sie für den Aufnahmetest an eine Universität können muss und entflieht einem Leben voll Gewalt und Verschwörungstheorien…

Selten hat ein Buch so viele verschiedene Gefühle in mir ausgelöst. Ich war an vielen Stellen sehr beeindruckt, aber auch wütend, verzweifelt oder traurig. Die unvorstellbaren Schilderungen von Verletzungen, aber auch von Gewalt und radikalen religiöse Ansichten machten mich sprachlos. Mit dem Wissen, dass diese Geschichten sich tatsächlich so (oder zumindest so ähnlich) zugetragen haben, übertreffen sie viele heftige Krimis oder Thriller. Gleichzeitig kann ich nur staunen über den Mut, diese Geschichte öffentlich zu erzählen und über die Entwicklung, die Tara Westover durchgemacht hat. Wie sie heute versucht, ihre Vergangenheit und die Charaktere ihrer Familie aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, finde ich sehr bemerkenswert.

Mein Fazit: Definitiv eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, und ich kann nur jedem empfehlen, sich auf die Geschichte dieser bemerkenswerten jungen Frau einzulassen!