Rezension

Erschreckend langweilig ...

Wer die Nachtigall stört ..., 10 Audio-CDs - Harper Lee

Wer die Nachtigall stört ..., 10 Audio-CDs
von Harper Lee

Bewertet mit 2.5 Sternen

~~Inhalt:

Scout und ihr etwas älterer Bruder Jem leben in einem kleinen Örtchen in Alabama der 1930er Jahre. Das Leben ist friedvoll, die beiden Kinder wachsen behütet und ziemlich liberal auf. Ihr Leben ist geprägt von Spielen, Auseinandersetzungen mit anderen Kindern - und der klaren Rassenunterscheidung von Schwarz und Weiß. Als ihr Vater, ein in jenen Tagen sehr aufgeklärter Anwalt, eines Tages einen Schwarzen verteidigt, bemerken auch Scout und Jem, dass ihre kleine Heimatstadt von Vorurteilen und Diskriminierung geprägt ist - bis hin zu persönlichen Anfeindungen ...

Meinung:

Ich hatte von diesem Roman, glaube ich im Nachhinein, etwas anderes erwartet. Gerühmt als Geschichte über Toleranz und dem schweren Kampf für Gleichberechtigung im tiefsten und dunkelsten Süden der USA, bekam ich eine Aneinanderreihung von Kindheitsepisoden aus der Sicht eines 6jährigen Mädchens. Tut mir leid, aber das war LANGWEILIG!!! Eva Mattes hat als Sprecherin einen wirklich hervorragenden Job gemacht, aber als nach etwa 6 Stunden (also etwa der Hälfte des Buches) immer noch nichts von besagtem Rassismus und damit vielleicht auch etwas Spannung und Dramaturgie zu sehen war, fragte ich mich, warum alle Welt so begeistert von diesem Buch ist.

Kurze Zwischenbemerkung: Ich weiß ich nach Beendigung der Lektüre immer noch nicht.

Zunächst reiht sich eine Kindheitserfahrung an die nächste: Scout in der Küche bei der schwarzen Köchin, Scout in der Schule, Scout und Jem im Gespräch oder Streit, Scout, Jem, Dill beim Spielen, ach ja, und diese unsägliche Geschichte mit den Redleys! Ich habe mich wirklich gelangweilt - und schließlich auch geärgert! Da mag es mit Sicherheit andere, bessere Werke geben, die das Thema Rassismus und Diskriminierung auch wirklich emotional dem Leser näherbringen.

Erst nach gut der Hälfte beginnt dann der viel gerühmte Prozess gegen den Schwarzen, der angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt haben soll. Innerhalb des Buches nimmt die Gerichtsverhandlung eine Sonderstellung ein, sie fügt sich auch nicht so recht in die Gesamthandlung ein. An diesem Punkt erwachte dann doch endlich mal mein Interesse, weil hier viele Zusammenhänge und Verwicklungen deutlich gemacht wurden. Doch nachdem der Prozess beendet war, tröpfelte das Geschehen wieder vor sich hin ...

Als sehr merkwürdig empfand ich auch den Schreibstil. Bedenkt man, dass es sich bei der Erzählerin um ein 6jähriges Mädchen handelt, war die Sprache in den Dialogen einerseits angemessen, in den Reflexionen und inneren Monologen andererseits viel zu erwachsen.

Fazit:

Für mich war dieses Buch ein großer Reinfall. Fehlende Dramarturgie, viele, viele belanglose Kindheitsepisoden hintereinandergereiht, ein fast überirdischer Vater, der vor Moral und Gerechtigkeitssinn nur so strotzt und immer das Richtige sagt. Ganz klar überbewertet.

2 von 5 Sternen