Rezension

erschreckend nüchterne Brutalität mit hohem Spannungslevel

Gone - Angst - Michael Grant

Gone - Angst
von Michael Grant

Zitat:
„Angst kennt keine Logik. Angst dreht sich um Möglichkeiten. Nicht um Dinge, die passiert sind, sondern um Dinge, die passieren können.“
(S.366)

Inhalt:
Seit vier Monaten besteht eine Art von Frieden in der FAYZ. Zwischen Perdido Beach und den Lake Tramonto Leuten wird sogar Handel betrieben. Doch nun beginnt die Barriere, sich zu verfärben. Schwarzen Flecken wandern an ihr empor und sperren das Sonnenlicht aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es in der FAYZ vollkommen dunkel sein wird. Angst breitet sich aus. Denn wenn die Dunkelheit kommt, droht allen der Tod.

Meinung:
Die Gone-Reihe von Michael Grant hatte mir bisher sehr gefallen. Nachdem ich den vierten Teil gelesen hatte, wollte ich eigentlich gleich zur Fortsetzung greifen. Und immer ist mir etwas dazwischen gekommen. Nun war es also höchste Zeit, endlich zu „Gone – Angst“ zu greifen.

Da ja nun schon einige Zeit seit Teil Vier vergangen war, hatte ich die Befürchtung, eventuell Wesentliches vergessen zu haben. Doch hier konnte ich mich zum Glück auf den Autor verlassen. Geschickt wurden immer wieder kurze Rückblicke eingebaut, die so manche Handlung wieder aufleben ließen. Meine Befürchtung war also nicht eingetreten. Ich traf sie alle wieder. Sam, Caine, Diana und die vielen anderen Charaktere. Es war so, als wäre ich niemals fortgewesen.

Wie bereits in den Vorbänden wird auch in „Gone – Angst“ die Erzählweise aus verschiedenen Sichten in Vergangenheitsform genutzt. Gut eingebaute Dialoge runden die Geschichte ab und ließen mich nahe am Geschehen bleiben. Die Geschichte wird immer wieder von Kapiteln mit dem Titel „DRAUSSEN“ unterbrochen, so dass sich nun eine weitere Perspektive für mich erschloss.

Wiederum wirkte die Faszination der brutalen und lebensfeindlichen FAYZ wie ein Leseschub auf mich. Es ist kaum zu glauben, welchen Gefahren die Kinder ausgesetzt sind. Der Tod begleitet sie täglich und lässt sie langsam abstumpfen. Doch es gibt auch Lichtblicke, die Hoffnung auf einen guten Ausgang ließ ich dabei nie aus den Augen.

Sam wirkt in diesem Teil deutlich gereifter. Man merkt ihm an, dass er eine Entwicklung durchlaufen hat. Nun trifft er Entscheidungen, auch wenn er nach wie vor nicht unbedingt ein begnadeter Anführer ist. Doch er findet seinen Platz und wirkt zufrieden. Aufgrund seiner Fähigkeit könnte er zur wichtigsten Person in der FAYZ werden. Denn wenn sich die Barriere weiter verdunkelt und kein Sonnenlicht durchlässt, kann er zumindest ein bisschen Licht machen. Auch wenn es den Tod der Kinder nur hinauszögern würde.

Das für mich am meisten verhasste Wesen in der FAYZ ist, sogar noch vor dem Gaiaphage, Drake. Oder besser gesagt das Doppelwesen Drake/Brittney. Drake präsentiert auch in diesem Teil sein ganzes sadistisches Repertoire an Brutalität und emotionaler Kälte. Dem Gaiaphage völlig ergeben erhält er einen Auftrag. Denn die Kräfte des Gaiaphage schwinden und er benötigt etwas ganz Bestimmtes, um zu überleben. Drake macht sich umgehend auf den Weg.

Die umgreifende Angst in der FAYZ war für mich beim Lesen nahezu spürbar. Ich konnte mit den Charakteren mitfühlen und auch leiden. Doch neben der sich anschleichenden Dunkelheit drohen weitere Gefahren. Und so musste ich mich von so manchem, teils auch liebgewonnenen Charakter, verabschieden, wenn die Bedrohung übermächtig geworden war. 

Die Geschichte wird teils von nüchterner Brutalität getragen, die man aushalten muss. Spannung war durchweg enthalten, so dass für mich keine Längen entstanden sind. Michael Grant hat überraschende Wendungen eingebaut und stets Neugier geweckt. Ich konnte durch die Seiten rasen und mich in die Geschichte fallen lassen. Und ich erhielt in diesem fünften Band nun weitere Antworten, die mir im Gesamtgefüge bisher noch gefehlt haben. Der Autor hat hier das ganze Potential der Geschichte für actionreiche und spannende Unterhaltung genutzt.

Für das Ende hat Michael Grant eine Szenerie gewählt, die man so nicht erwarten konnte. Mit diesem Ende bin ich jedoch definitiv zufrieden und freue mich nun auf den Abschlussband.

Auch von der Optik her hält „Gone – Angst“ mit seinen Vorgängern Schritt. Dieser fünfte Teil hat, ganz im Stil der Reihe, einen farbigen Buchschnitt erhalten. Das Buch kommt dieses Mal in dominierendem Grün daher. Die Reihe ist damit im Regal definitiv eine Augenweide.

Urteil:
Auch „Gone – Angst“ wartet mit erschreckend nüchterner Brutalität auf, hält aber einen hohen Spannungslevel und lässt mitfiebern. Ich litt mit den Charakteren, erlebte so manche gefährliche Situation und konnte die Idee des Autors genießen. Für mein gelungenes Leseerlebnis vergebe ich deshalb 5 Bücher.

Für alle, die sich von Bedrohungen nicht einschüchtern lassen, sich tödlichen Gefahren stellen und immer hoffnungsvoll nach vorne schauen können.

Die Reihe:
1. Verloren 
2. Hunger 
3. Lügen 
4. Rache
5. Angst
6. Licht

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