Rezension

Erschreckend real!

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn man das Buch aufschlagt denkt man, man weiß was sich in dem Buch abspielen wird. Aber man weiß es nicht. In dem Buch konnte ich in den Kopf von Miriam schlüpfen, einem Mädchen dessen Freund bei einem Amoklauf gestorben ist während sie selbst nur einen Streifschuss abbekommen hat. In den Nachrichten hören wir oft von Amokläufen und natürlich sind wir schockiert aber irgendwie hat man nur Mitleid mit den Opfern, die in dieser grauenvollen Situation verletzt oder gar getötet wurde. Selten denkt man an die Zurückgebliebenen deren Leben sich für immer ändern wird, Errinerungen die immer Kopf herumspucken und Gedanken die nicht still stehen. Genau darüber hat Anna Seidl geschrieben. Zu sagen das ich mich das Buch betroffen gemacht hat, ist untertrieben es hat mich unglaublich berührt und auch nachdenklich gemacht. Auch wenn man selbst kein Opfer ist stehen Dinge in diesem Buch die den Leser zum Nachdenken anregen und vielleicht auch einige Ratschläge fürs Leben, bei mir war es auf jeden Fall so. Doch nicht nur den Hinterbliebenen soll man bedenken, auch den Täter. Es hört sich verrückt an aber es ist so, darüber hätte ich mir vorher keine Gedanken gemacht aber in diesem Buch ist es Matis, ein Mobbingopfer der die Schule in Atem hält und sieben Lehrer und Schüler tötet. Ich finde es ein bisschen schade das man nicht die Gedanken von diesem Jungen lesen konnte, aber das wäre wahrscheinlich sehr verstörend und sicherlich auch schwer zu schreiben gewesen.
Um zu beweisen wie flüssig das Buch zu lesen ist kann ich sagen das ich es an einem einizgen Nachmittag geschafft habe. Die Seiten sind nur so verflogen und ich habe für ein paar Stunden in Miriams Gedanken gelebt, das Buch auch immer wieder kurz zugeklappt und nachgedacht, dann wieder aufgenommen und weiter gelesen. Die Gedanken des jungen Mädchens sind klar und sehr geradeheraus so das sie den Leser wirklich treffen und für mich auch nicht gestellt wirken. Ich denke so könnte der Kopf eines Opfers danach wirklich aussehen, voller Gedanken, Fragen und Leerheit wie auch Miriam sie verspürt.
Vor dem Amoklauf hätte ich Miriam sicherlich nicht so zugänglich gefunden wie sie jetzt ist. "Vorher" war sie eines dieser perfekten Mädchen, etwas oberflächlich und vielleicht auch zickig. In den Rückblenden in denen man Miriams Leben vorher kennen lernt wirkt sie einfach noch jünger und kindlicher. Als hätte dieser eine Tag sie um Jahre älter gemacht. Sie ist reifer geworden und zuerst auch in sich gekehrter. Miriam ist eine gute Protagonistin da sie stark ist, eine "Überlebenskünstlerin" wie sie im Buch auch genannt wird, eine junge Frau zu der man aufschauen will.
Im Buch wird am stärksten auf Miriam eingegangen aber auch auf ihre Freundinnen die alle unterschiedlich darauf reagieren, was mich auch sehr positiv überrascht hat das die Autorin da sehr umsichtig gedacht hat.

Fazit:
Ich kann nicht sagen das 'Es wird keine Helden geben' ein schönes Buch ist, aber es hat mich berührt und betroffen gemacht. Die Geschichte die darin erzählt wird ist definitv nicht leicht zu verdauen und sie lässt ein seltsames Gefühl im Bauch zurück. Trotzdem kann ich sagen das ich das Buch nochmal gelesen hätte und ich auch das nächste Buch von 'Anna Seidl' lesen werde. Ihr Debütroman hat mich gut gefallen und ich vergebe volle fünf Sterne für dieses Buch.