Rezension

Erschreckend realistisch

Im Wald der Wölfe - Linus Geschke

Im Wald der Wölfe
von Linus Geschke

Bewertet mit 5 Sternen

Jan Römer, Journalist zuständig für die Rubrik ungelöste Kriminalfälle, sucht Ruhe und Abgeschiedenheit in einer Holzhütte abgelegen am Rennsteig im Thüringer Wald. Spät am Abend wird er von einer am Kopf verletzten Frau aufgeschreckt. Er versorgt ihre Wunde und  gewährt ihr Unterschlupf. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. 

Die Geschichte, die ihm die mysteriöse Frau erzählt hat, über lang zurückliegende Morde, die in diesem Waldstück über Jahrzehnte verübt wurden, lässt Jan nicht mehr los.

Er beginnt mit der Recherche.

 

 

 

Wow, die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, aber nach den ersten fünfzig Seiten wurde ich unsicher und dachte, DDR-Verbrechen, Serienmörder nicht so ganz mein Ding. Dann hat mich die Geschichte gepackt und voll überzeugt.

Herr Geschke hat eine fantastische, aber denkbare Geschichte basierend auf gründliche Recherche kreiert. Wie er in seinem Nachwort anführt, hat er die realen örtlichen Begebenheiten genutzt um eine mögliche Verbrechensserie über mehreren Generationen hinweg aufzuzeigen. 

 

Ich bin schon selber am Rennsteig gewandert und weiß, dass einige Strecken mystisch und gespenstisch wirken.

 

Erschreckenderweise könnte alles wirklich so oder ähnlich passiert sein. Rückblenden machen die Ereignisse verständlicher und erzeugen eine bedrückende Stimmung. Bedrückend ist wahrscheinlich nicht das richtig Wort. Die Täter sind so sehr in ihre Denkensweise und Ideologie verstrickt, dass sie glauben, berufen zu sein und alles richtig zu machen. In den Rückblicken, die verschiedenen Täter betreffend, zeigt der Autor einerseits die Ursachen und die Entwicklung, andererseits die Veränderung und die immer größere Emotionslosigkeit. Die analytische Betrachtung ist ihm so gut gelungen, dass man die Fiktion fast als Tatsache annehmen kann.

 

Die Beweggründe der beiden Journalisten, ungelöste Gewaltverbrechen zu recherchieren, lesen sich auch folgerichtig und logisch und lassen mich auch daran zweifeln, dass Jan Römer seinen Arbeitsplatz wechseln wird.

 

Als Fazit ist zu sagen „Im Wald der Wölfe“ ist ein packender Kriminalroman, den man über hunderte von Seiten kaum aus der Hand legen möchte(kann). Obwohl er kein Regionalkrimi ist, hat er uns den Thüringer Wald insbesondere den Rennsteig näher gebracht. Überdies hat er uns ein Gedankenspiel über die emotionalen und psychischen Folgen des 2.Weltkriegs, stellvertretend eigentlich für alle Kriege, sowie über die Folgen der Stasi-Herrschaft in der DDR präsentiert.