Rezension

Erschreckend realistisch!

Dry - Jarrod Shusterman, Neal Shusterman

Dry
von Jarrod Shusterman Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt/Meinung
Mal ganz ehrlich, wenn man nach einem Neal Shusterman greift, dann hat man doch schon eine gute Entscheidung getroffen, oder?
Ich dachte, dass ich mit „Dry“ keinen Fehler machen konnte, denn ich liebe die Bücher des Autors. Hier hat er gemeinsam mit seinem Sohn eine Geschichte geschrieben, und dennoch war ich mir wirklich sicher, „Dry“ wird mich begeistern.

Die Geschichte wird aus mehreren Sichtweisen erzählt, wodurch man als Leser einen wirklich guten Überblick über die Gesamtsituation bekommt. Mir entging nichts, ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich war immer mittendrin und habe alle Entscheidungen, die getroffen wurden, gemeinsam mit den Figuren durchdacht und auch mit ihnen die Konsequenzen getragen. Denn egal wie schnell die Welt untergeht oder wie kurz davor man steht, Konsequenzen gibt es bei jeder Entscheidung. Und die muss man tragen, auch wenn die Welt vor die Hunde geht. Auch wenn man keine Alternative hatte. Auch wenn man eigentlich etwas ganz anderes will.

Die Geschichte springt zwischen 4 erzählenden Figuren hin und her. Allesamt sind Jugendliche und haben eine ganz eigene Einstellung zu den Gegebenheiten. Wie der Titel schon sagt, geht darum, dass den Menschen das Wasser ausgeht. Es ist ein schleichender Prozess und passiert nicht von heute auf morgen. Die Menschen haben damit zu kämpfen, klar zu kommen, aber eine kurze Weile funktioniert noch alles. Vorräte wurden angelegt, es gibt Reservoirs und Menschen, die anderen helfen.
Die Jugendlichen sind so unterschiedlich, wie es nur geht. Einer ist vorbereitet, eine scheint irre zu sein. Einer lebt in seiner eigenen Welt und eine passt sich wahnsinnig schnell an die Gegebenheiten an. Sie versuchen alle, irgendwie klar zu kommen, aber manchmal reicht es nicht, nur sein Bestes zu geben. Manchmal muss man über seine eigenen Grenzen hinübergehen, um zu überleben.

Die Geschichte ist so realistisch erzählt, dass es auch ein Tatsachenbericht sein könnte. Wortgewandt wie immer, versteht es Neal Shusterman, ein Szenario zu erschaffen, dass niemand von uns wirklich erleben möchte, aber in Anbetracht der Umstände gar nicht so weithergeholt zu sein scheint. Mir war während des Lesens heiß, ich habe geschwitzt, hatte Durst und Angst. Und konnte mich nicht von den Seiten lösen. Die Welt ändert sich so wahnsinnig schnell, sobald das Wasser für die Menschen alle ist. Freunde werden zu Feinden. Fremde zu Freunden und wieder andere scheinen genau in diese Welt zu passen.

Zwischendurch gibt es immer mal wieder ein paar Snapshots zu anderen Betroffenen und man erfährt, was mit ihnen passiert. Das lockert die Geschichte auf, denn so erfährt man noch mehr und was woanders passiert. Es handelt sich dabei um normale Bürger, wie Journalisten, Politiker und Erstversorger. Diese kurzen Einblicke hätten ruhig noch ein wenig länger sein können, aber dann wären sie vielleicht schon wieder zu lang gewesen.

Ich finde, in „Dry“ geht es nicht nur darum, zu überleben wenn das Wasser plötzlich versiegt, sondern auch darum, was mit den Menschen selbst passiert. Die psychische Belastung ist in so einer Situation enorm und jeder hat seine eigenen Methoden, damit umzugehen. Die Trockenheit verändert die Menschen, niemand ist mehr so, wie vor der Dürre. Das Autoren-Duo erzählt mit einer Eindringlichkeit, was passieren könnte, wenn genau sowas passiert. Mich hat die Geschichte beeindruckt, ich hatte Angst und das Gefühl, sofort jede Menge Wasser kaufen zu müssen. Gerade in der aktuellen Zeit ist „Dry“ ein Roman, den jeder gelesen haben sollte.

Fazit
„Dry“ hat mich nachhaltig beeindruckt und zum nachdenken gebracht. Wir gehen davon aus, dass das Wasser immer da ist. Ich drehe den Wasserhahn auf und kann etwas trinken. Aber was ist, wenn das nicht mehr geht? Was bin ich bereit zu tun, wenn ich am verdursten bin?
Genau dieser Frage gehen Neal Shusterman und sein Sohn hier nach und ich finde, sie haben eine wirklich erschreckende Antwort gefunden. Erschreckend realistisch.