Rezension

Erschreckende Erkenntnisse

Erbsünde - Gianluigi Nuzzi

Erbsünde
von Gianluigi Nuzzi

Wenn gläubige Christen der Meinung sind, im „Schoß der katholischen Kirche“ an einem Ort der Sicherheit und des Friedens zu verweilen, befinden sie sich in einem großen Irrtum. Ausgerechnet im Vatikan, dem Sitz des „Stellvertreters Gottes auf Erden“, konzentrieren sich düstere Geheimnisse: Machtstreben und Geldgier, Geldwäsche und Verbindungen zur Mafia, rätselhafte Tode und sogar Kindesmissbrauch.

Es handelt sich keineswegs um Verschwörungstheorien  -  der Journalist Gianluigi Nuzzi fordert bereits seit Jahren mehr Transparenz im Kirchenstaat und enthüllt in seinem Buch „Erbsünde“ neue Fakten, die er auch fundiert belegt. Dokumente, die ihm vertraulich zugespielt wurden, sind im Anhang einzusehen.

Unbequeme Fragen, die er stellt, gelten u. a. den Umständen zu dem rätselhaften Verschwinden des Mädchens Emanuela Orlandi im Vatikan in den achtziger Jahren. Ebenfalls ungeklärt ist bis heute die Frage, ob Papst Johannes Paul I tatsächlich ermordet wurde. Und warum ist Papst Benedikt XVI von seinem Amt zurückgetreten? Wieviele seiner Reformpläne konnte er durchsetzen, und welche Widerstände muss Franziskus bekämpfen, um sein „Erbe“ zu reformieren?

Nuzzi spart nicht mit Kritik am Vatikan und seinem Deckmantel der Verschwiegenheit. Er geht der Frage nach, aus welchen Gründen sich so wenig und so langsam im Vatikan ändert.  Seine Vision ist düster: „Alle Reformmaßnahmen des Papstes werden unter einem dicht gewebten Netz aus Tod, Geld und Sex unweigerlich im Keim erstickt. Solange es nicht gelingt, sich von dem erpresserischen Sumpf der düsteren, ungeklärten Geschichten zu befreien, wird jeder Veränderungswille, unter welchem Papst auch immer, zum Scheitern verurteilt sein.“

Mein Fazit: „Erbsünde“ ist ein kritisches, akribisch recherchiertes Buch, das sich eingehend mit unbequemen Wahrheiten befasst.