Erschreckender Augenöffner

Ruhrbeben
von Ursula Sternberg

Bewertet mit 5 Sternen

Der zurückgezogenlebende Meeresbiologe Hannes Schindler stirbt an einer Immunschwäche, Multiorganversagen. Die Ärtze sind ratlos. Vor seinem Tod verfügte er, dass Idgie Callahan, eine alte Bekannte, in seiner Hütte lebenslanges Wohnrecht haben soll. Dort wartet eine Festplatte voller brisanter Informationen zum Thema Fracking auf sie. Und die Bitte, seine Arbeit fortzuführen. Idgie nimmt sich seinen letzten Willen zu Herzen und beginnt mit der Arbeit. Sie lernt Jan, Journalistikstudent und Hannes' Sohn, kennen, der sie nach Essen führt. Durch einige Verstrickungen lernt sie durch ihn Ruth, Umweltmedizinerin beim Gesundheitsamt, Manni, arbeitet bei den Essener Wasserwerken, Kamforski, pensionierter Polizist aus Münster, und Nora, die Tochter von Manni und Freundin von Jan die medizinische Biologie studiert, kennen. Die 6 spüren einem Skandal über die "Säuberung" radioaktiv verseuchten Materials nach und geraten dabei teilweise selbst in die Schusslinie machthungriger und gewissenloser Firmenchefs. Doch dann wütet das Sturmtief Cassandra über den Pott und alles gerät aus den Fugen...

Ein wunderbares Buch. Hochbrisantes Thema, leicht und verständlich auch für den Laien erklärt, durch Berufe und Interessen der Protagonisten dabei aber niemals langweilig wirkend. Die Personen selbst sind alle, mehr oder weniger, wie du und ich, ganz normale Menschen, sympathisch beschrieben und echte Ruhrpottschnauzen. Ganz großes Kino. Das Buch ist wirklich grandios. Es ist wachrüttelnd, erschreckend und leider Gottes so lebensnah. Viel zu lebensnah. Zitat aus dem Nachwort: "Alle der hier im Buch erzählten Randgeschichten sowie die fachlichen Hintergründe sind wahr...." Eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Der Schreibstil ist wunderbar zu lesen und das hochbrisante Thema macht es natürlich nur noch interessanter. Ich würde mir wünschen, dass viele Menschen dieses Buch in die Hände bekommen, es aufschlagen und die Augen öffnen. Es hat mich gestern Nacht wirklich am Einschlafen gehindert, weil das Gedankenkarussel gar nicht mehr aufhören konnte, sich zu drehen. Und ich dachte, ich sei ein aufgeklärter und interessierter Bundesbürger. Was mir alles so entgangen ist, erschreckend..