Rezension

Erschreckender Einblick in das Leben als Alleinerziehende

Esst euer Eis auf, sonst gibt's keine Pommes - Katja Zimmermann

Esst euer Eis auf, sonst gibt's keine Pommes
von Katja Zimmermann

Bewertet mit 4 Sternen

Guter Einblick in das Leben als Alleinerziehende - zeigt schön die Sorgen und Herausforderungen und räumt mit Vorurteilen auf

Katja Zimmermann ist Alleinerziehende von Zwillingen und hat ihre Erfahrungen und Herausforderungen in diesem kleinen Büchlein oft in Form von Anekdoten aufgeschrieben.

Der Titel ist dabei finde ich eher etwas irreführend, da er für mich eher implizierte, dass das Buch sich selber nicht so ernst nimmt und vieles eher mit eine Augenzwinkern erzählt wird. Wahrscheinlich bin ich auch zu blauäugig an die Sache heran gegangen, da ich zwar selber ein kleines Kind habe, aber nicht alleine damit bin.

Katja Zimmermann schildert sehr eindrücklich ihre Probleme und Herausforderungen als Alleinerziehende, die Vorurteile, denen sie begegnet, die zum Teil wirklich erschreckend sind und auch die Einsamkeit, mit der sie kämpfen muss, da sie zwar zwei kleine Wesen hat, um die sie sich kümmern muss, aber niemand gleichauf, mit dem sie sich mal austauschen oder an dessen Schulter sie sich ausweinen kann.

Das Buch würde ich vielen Politikern und auch allen, die denken, dass Alleinerziehende ja so viele "Geldgeschenke" vom Staat bekommen, wärmstens empfehlen, um einen Einblick darin zu bekommen, wieso oft Kinder von Alleinerziehenden an der Armutsgrenze leben und sich vieles einfach nicht leisten können. Sehr schön stellt die Autorin dabei auch wieder klar, dass unser Steuersystem einfach ungerecht ist und verheiratete kinderlose Paare am meisten bevorzugt. Es wäre dringend an der Zeit das zu ändern.

Gleichzeitig schafft die Autorin es trotzdem viele Dinge auch mit lustigen Anekdoten zu schmücken, die mich doch auch immer mal wieder haben schmunzeln lassen. Gleichzeitig musste ich mich oft zurücknehmen, da ich oft das Gefühl hatte, angegriffen zu werden, da ich nicht alleinerziehend bin. Ich habe dann oft tief durchgeatmet und mir gesagt, dass die Autorin das nicht so gemeint hat - oft hat sie diese Annahme ein paar Seiten später selber richtig gestellt - aber ich kann mir gut vorstellen, dass man viele Dinge doch als Angriff werten kann. Gleichzeitig schimmert auch gut durch, mit wie vielen Komplexen und Sorgen die Autorin lange Zeit gekämpft hat, die ich mir so nie hätte vorstellen können. Aber wahrscheinlich ist es so, wie die Autorin es geschrieben hat, dass wir ein "Idealbild" von einer Familie haben und uns schlecht fühlen bzw. uns selber die Schuld geben, wenn es nicht so ist.

Alles in allem ein sehr gutes Buch, das ich jedem - egal ob mit Kind oder ohne, alleinerziehend oder nicht - unbedingt zur Lektüre empfehle. Der Titel ist dabei für mich eher unglücklich gewählt und den Stern Abzug gibt es, weil ich mich manchmal doch zu stark angegriffen gefühlt habe. Ansonsten gutes und wichtiges Buch!