Rezension

Erschreckender und aufrüttelnder Roman

Epidemie - Åsa Ericsdotter

Epidemie
von Åsa Ericsdotter

Bewertet mit 5 Sternen

"Epidemie" ist ein dystopischer Roman von Asa Ericsdotter, erschienen am 10.02.2017 im Arctis Verlag. 
Mit dem Wahlversprechen, Schweden zu einer schlanken und dadurch gesunden Nation zu machen, die international wettbewerbsfähig ist, wird Jahn Svärd zum Ministerpräsidenten und gelangt mit seiner Gesundheitspartei an die Macht. Seine Maßnahmen, dieses Ziel zu erreichen, nehmen immer drastischere Formen an, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Im Focus steht aber Landon, der anfangs nur mit wachsendem Unbehagen zuschaut und sich verkriecht. Dann aber doch, als er Entsetzliches hat mit ansehen müssen, aufsteht und handelt. 
Der Roman greift den heutigen Gesundheits- und falschen Schönheitswahn auf. Der Wunsch, schlank zu werden, zu sein oder zu bleiben, nimmt hier immer grotesker werdende Züge an. Aber ruft auch Assoziationen hervor, die an das Dritte Reich erinnern, Hetze, Hass und Gewalt sind gegenwärtig. 

Die Hasspropaganda wuchs, ohne dass sie etwas dafür tun mussten. (S.353) 

Die mechanischen Beifallsrufe klangen wie Herdengebrüll im Dschungel. Abgestumpfte Individuen in einem Strom aus mangelnder Mitmenschlichkeit. (S. 353) 

Der Roman ist in der dritten Form leicht und verständlich geschrieben, man klebt förmlich an den Seiten, das aber völlig fassungslos und kopfschüttelnd. Auch wenn man nur so durch das Buch fliegen könnte, tun Lesepausen gut, um das Gelesene verdauen und verarbeiten zu können. Es ist keine leichte Kost. 
 Der Prolog stimmt uns, in Kursiv geschrieben, schon auf diese Kost ein. Hier wird in kurzen knackigen Sätzen, fast stichwortartig anmutend, Landons Vorgeschichte erzählt und schockiert durch diese nüchterne Betrachtungsweise. 

Die Protagonisten wirken alle lebensecht, ihre Charaktere und ihr Innenleben werden sehr persönlich dargestellt. Man findet zu allen Zugang und fiebert und leidet mit ihnen. Selbst die Nebendarsteller haben ein Gesicht und deren Schicksale berühren. 

Ich muss und kann dieses Buch nur weiterempfehlen. 

Asa Ericsdotter sagt, dass ihr Roman eine Art politischer Protest sei. Sie wolle viele erreichen, sie wolle etwas verändern. 

Ich habe es so empfunden, dass sie zu mehr Menschlichkeit aufrufen will, Propaganda, Rassismus und Diskriminierung anprangert. Dass sie dazu aufruft, nicht zu vergessen. 

Mich hat sie erreichen können.