Rezension

Erschreckendes Zukunftsszenario, aber absolut lesenswert.

Partials 01. Aufbruch - Dan Wells

Partials - Aufbruch
von Dan Wells

Bewertet mit 5 Sternen

Amerika im Jahr 2067... die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr, denn nach dem verheerenden Isolationskrieg ist die Menschheit so gut wie ausgerottet. Die Partials, künstliche Elitekrieger, die einst geschaffen wurden, um für die Menschen in den Krieg zu ziehen, haben sich gegen die Menschheit gewandt. Ein tödlicher Virus wurde freigesetzt, der 99,996% der Weltbevölkerung umbrachte. Die wenigen Menschen, die gegen den Virus immun sind und die überlebt haben, haben sich auf Long Island zurückgezogen. Doch ihr Fortbestehen ist bedroht, da alle Neugeborenen innerhalb weniger Tage an dem tödlichen RM-Virus sterben.

"Als unsere Vorfahren in Pearl Harbor angegriffen wurden, sprachen sie von einem unauslöschlichen Tag der Schande. Der Tag, an dem die Partials uns mit dem RM-Virus angegriffen, wird nicht unauslöschlich sein, weil bald niemand mehr da sein wird, der sich erinnern kann." (Seite 7)

Die 16 jährige Kira ist eine der wenigen Überlebenden, ein sogenanntes "Seuchenbaby". Sie kann sich nicht mehr an die Zeit vor der Seuche erinnern, da sie damals noch zu klein war und wuchs ohne ihre Eltern auf. Ihr Vorschlag das Gegenmittel gegen das tödliche RM-Virus unter den Partials, die dagegen immun sind, zu suchen, stößt auf Abwehr unter den Mitgliedern des Senats, welcher die Regierung bildet. Denn dieser fürchtet einen erneuten Angriff der Partials und versucht selbst mit fragwürdigen Methoden, die Menschheit zu retten. So haben sie das Zukunftsgesetz beschlossen, welches jede junge Frau ab dem 18. Lebensjahr dazu verpflichtet, so viele Kinder wie möglich zur Welt bringen. Sie hoffen, dass irgendwann eins von ihnen immun ist, am Leben bleibt und sie ein Gegenmittel finden. Doch seit dem Ausbruch des RM-Virus' vor über elf Jahren hat kein einziges Neugeborenes mehr überlebt. Kira, die eine medizinische Ausbildung abgeschlossen hat und auf der Säuglingsstation arbeitet, will aber nicht mehr tagtäglich zusehen wie die Neugeborenen der Seuche zum Opfer fallen. Sie macht sich mit einigen Verbündeten auf den Weg nach Manhatten, ins Gebiet der Partials, um einen von ihnen gefangen zu nehmen. Zu Forschungszwecken und in der Hoffnung, endlich ein Gegenmittel für das Virus zu finden. Doch vorher müssen sie das Gebiet der "Stimme" durchqueren. Die "Stimme" ist eine Widerstandsbewegung, die gegen die Praktiken des Senats im verborgenen rebelliert, denn nicht alle Menschen sind mit dem Zukunftsgesetz und der militärischen Kontrolle des Senats einverstanden. Wird es ihnen gelingen...?

"Aufbruch" ist der erste Band der Partials Trilogie von Dan Wells und ein äußerst spannender Auftakt. Es ist eine sehr gut durchdachte und vor allem sehr komplexe Geschichte über den Untergang der Menschheit, mit gut ausgearbeiteten und authentischen Charakteren. Dan Wells Schreibstil ist unglaublich spannend, fesselnd und liest sich schrecklich realistisch. Er hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen, so dass sich das Buch unglaublich schnell lesen lässt und man sich beim Lesen alles bildhaft vorstellen kann. Die Welt, die er hier erschaffen hat ist unglaublich düster und trostlos. Da es nur noch wenige Menschen gibt, sind Städte verweist und verfallen allmählich, die Natur erobert sich diese Gebiete wieder Schritt für Schritt zurück.
Kira die Hauptprotagonistin hat mir besonders gut gefallen. Während sich die meisten Menschen mit der Situation und dem Zukunftsgesetz abgefunden haben, möchte Kira nicht weiter zusehen, wie die Babys auf der Entbindungsstation wegsterben oder dass sie gar selber für den Rest ihres Lebens ein Kind nach dem anderen austragen muss. Mit ihren gerade mal 16 Jahren erscheint sie um einiges abgeklärter und erwachsener, als gewohnte Charaktere in diesem Alter. Aber da es nur noch sehr wenige Menschen gibt, kommt diese Tatsache sehr glaubwürdig rüber. Sie hat im Schnelldurchlauf die medizinische Ausbildung durchlaufen, ist eine begabte Medizinerin und Forscherin und hat es sich in den Kopf gesetzt, die Menschheit zu retten. Dabei geht sie sehr zielstrebig und fest entschlossen vor. Da ihr Vorschlag nach dem Heilmittel unter den Partials zu suchen auf Widerstände seitens des Senats trifft, gelingt es ihr heimlich einen Trupp für die gefährliche Mission zusammen zu stellen. Aber auch die vielen Nebencharaktere fügen sich wunderbar in die Handlung ein und sind sehr gut herausgearbeitet. Einige durchlaufen eine erstaunliche Entwicklung. Allerdings erfährt man noch nicht sehr viel über die Partials, aber da hoffe ich auf die Fortsetzung...

„Partials 1 – Aufbruch“ ist ein Buch, das sehr nachdenklich macht. Es ist eine sehr düstere, spannungsgeladene und vor allem nervenaufreibende Zukunftsvision, die mit einem unvorhersehbaren Ende aufwartet und die nicht nur Fans von Dystopien begeistern wird. Absolut empfehlenswert und ich bin schon sehr neugierig auf den nächsten Teil.
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