Rezension

Erschütternd

Die Stille zwischen den Sekunden - Tania Witte

Die Stille zwischen den Sekunden
von Tania Witte

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung zum Jugendbuch:

Die Stille zwischen den Sekunden

Inhalt in meinen Worten:

Mara hat knapp die U-Bahn nach Hause verpasst. Zum Glück, denn hätte sie diese erwischt, wäre sie tot. Ein Attentat in der U-Bahn hat für Furore gesorgt. Ihre beste Freundin Sirin meldet sich nicht mehr, oder zumindest weniger als sie es bräuchte, und als sie auf die Spurensuche geht, denn schließlich fehlt ihr ihre beste Freundin verhalten sich plötzlich alle sehr merkwürdig und nur ihr Schwarm Chriso schafft es, bei Mara durchzukommen. Was ist passiert? Das möchte euch das Jugendbuch erzählen – lasst ihr euch darauf ein?

 

Wie ich das Gelesene empfand:

Ich bin am Ende des Buches ein klein wenig erschüttert, denn auch wenn nicht alles zur Sprache gekommen ist, wie ich es mir gewünscht hätte, hat das Buch mich raus gerissen und ziemlich bewegt. Irgendwann wollte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen, weil ich einfach endlich selbst erfahren wollte was mit Sirin los ist, doch das was ich am Ende erfahre, hätte ich mir nicht gewünscht.

Die Frage im Buch ist: „Wie fühlt sich das an, fast gestorben zu sein?“. Wie kann man damit umgehen, wenn Menschen die du vor Sekunden noch gesehen hast, auf einmal tot sind? Aus dem Leben gerissen, einfach ausgelöscht sind? Das fängt das Buch relativ gut auf, was mir jedoch fehlte war, wie geht man wirklich damit um, denn letztlich ging alles seinen normalen Gang, nur zwei Schüler – Mara und Chriso – die es mitbekamen, haben Schmerzen in ihrem Herzen.

Das schlimmste ist, das Verdrängen, und das Verhalten von Mara. Sie selbst merkt es jedoch nicht, wundert sich nur, was abgeht, denn wie kann man mit der Wahrheit, die so schmerzhaft wie zerbrochene Spiegelsplitter sind, umgehen, wie kann man das was man erlebte verarbeiten? Zum Glück hat Mara Chriso, denn mit ihm und ihrer Mutter kommt sie Stück für Stück an die Wahrheit heran, was aber nicht bedeutet das es einfacher wird, im Gegenteil. Hier endet dann das Buch auch leider und ich hoffe irgendwie noch mal zu Mara zu dürfen, denn so möchte ich nicht, das ein Buch endet.

 

Charaktere:

Mara hat mich hin und wieder mit ihrer Art genervt, erst am Ende machte ihr Verhalten für mich einen echten Sinn und ich litt mit ihr am Ende deutlich mit. Chriso der Badboy – wobei nein, ist er nicht, nicht in diesem Sinne zumindest – hat mich am meisten bewegt, er ist die Schlüsselfigur, ohne die dieses Buch keinen guten Verlauf genommen hätte.

Letztlich gibt es dann noch die Eltern von Sirin und Mara. Maras Mutter ist Psychologin/Therapeutin, hat in meinen Augen aber deutlich im Buch versagt. Dennoch war sie eine wichtige Figur die mir vieles zu sagen hatte.

 

Themen: 

Traumata und wie man mit diesen umgehen lernen kann, oder leben kann, was aber auch absolute Ausnahmesituationen auslösen können, wie sie zerstören können und man mühsam wieder etwas aufbauen muss, dann geht es aber primär auch um die Wahrheit. Was ist Wahrheit, wie erkenne ich diese und wieso hat jemand anderes eine ganz andere Wahrheit, als ich sie vielleicht habe? Woran kann ich wirklich merken, was wahr und was vielleicht einfach nicht wahr ist, weil ich in einer Traumwelt gefangen ist, was ist wenn man sich ungewollt eine Lügenwelt aufbaut, wie kann man dieser wieder entrinnen, wenn man es vielleicht selbst nicht einmal bemerkt? Themen die es in sich haben, und die nur teilweise klare Antworten in diesem Buch liefern, das ist aber auch nicht der Sinn des Buches, aber ich weiß, das ich nach diesem Buch mich weiter mit diesem Thema beschäftigen werde, mich bewegte es nämlich tief und ich muss sagen am Ende hätte ich Mara dennoch gerne noch mal richtig durchgeschüttelt.

 

Empfehlung:

Ein Jugendbuch, das aber mehr ist als nur eine nette Geschichte, es greift ein ziemlich wichtiges Thema auf, wie geht man nach einem Anschlag um, was macht man, wenn man wirklich dabei ist oder war und überlebte? Zu erst einmal – das bemängel ich leider am Buch – hätte ich es toll gefunden, noch am Ende des Buches Anlaufstellen entdecken zu können, denn das Thema ist nicht unwichtig, dennoch gibt das Buch auch antworten, es sagt klar, rede! Wenn du es nur in dir versperrst können Folgen folgen, mit denen du so nicht umgehen möchtest und kannst, wo vielleicht sogar dein Umfeld gestört werden kann. Es zeigt aber auch auf, wie wichtig es ist, die richtigen Freunde an der Seite zu haben, die einen festhalten, und auch nicht loslassen, selbst wenn es schwer wird.

Das Buch ist für Jugendliche geschrieben hat aber auch mir als Erwachsene deutliche Botschaften zugesendet.

 

Bewertung:

Mich berührte das Buch, die Themen sind wichtig und auch wenn sie nur aufgegriffen und nicht weiter verfolgt werden, so sind es Anknüpfungspunkte. Ich vermute sogar dass das Buch als Klassenlektüre absolut wertvoll und besonders schwere Themen aufgreifen kann.

Deswegen, auch wenn ich Kritik hatte, gebe ich fünf Sterne und ich sage mal so viel, ich hab immer noch eine Gänsehaut.