Rezension

Erst eine späte Jagd

Jagd auf die Bestie - Chris Carter

Jagd auf die Bestie
von Chris Carter

Bewertet mit 3 Sternen

Der letzte Chris-Carter-Thriller „Blutrausch“ ist mit einer ziemlichen Überraschung geendet, denn Lucien Folter, den wir als brutalen Gegenspieler aus „Die stille Bestie“ kennen, ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und schwört Robert Hunter Rache. Ich habe mich sehr auf diesen nun zehnten Band mit dem Titel „Die Jagd nach der Bestie“ gefreut, weil Hunter und Lucien wirklich ebenbürtige Gegenspieler waren und die ganzen Entwicklungen haben Hunter unheimlich menschlich und verletzlich gemacht. Dies war doch ein deutlicher Ausbruch aus der sonstigen Routine, die zwar qualitativ hochwertig ist, die aber auch immer mal Abwechslung vertragen kann.

So groß meine Freude auf diesen Band war, so schnell musste ich jedoch auch merken, dass die Erwartungen wohl zu hoch waren, denn so richtig wollte das Geschehen nicht in Gang kommen. Luciens Perspektive war überwiegend mit langatmigen Beschreibungen versehen, während bei Hunter und Garcia ständige Wiederholungen geboten wurden, die aber noch nicht mal die entscheidenden Details enthielten. Selbst das typischer Carter-Stilmittelt, die Kapitel immer extrem spannend enden zu lassen, wollte nicht so recht funktionieren. Dieser Eindruck hat sich leider sehr lange hingezogen und dabei taten sich dann auch noch weitere Probleme auf.

Wenn ich schon so einer komplexen Persönlichkeit wie Lucien hinter die Birne schauen darf, dann will ich sein Denken auch wirklich hautnah erleben. Stattdessen wirkte alles aus seiner Perspektive gefiltert. Es wirkte fast blumig, so dass man eigentlich gar nicht glauben will, dass er wirklich eine „Bestie“ ist. Auf der anderen Seite ist Hunter in diesem Band sehr passiv geblieben. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass sein üblicher Spürsinn nicht klappen wollte. Das beste Beispiel ist da seine Verbindung zu Tracy und dass er noch nicht mal die Möglichkeit ins Auge gefasst hat, dass diese in Gefahr sein könnte. Zudem haben wir etwas aus ihrem Leben erfahren, was angerissen, aber nie zu Ende geführt wurde. Hier hat mir dann noch die letzte Konsequenz gefehlt.

Erst wirklich spät, auf den letzten 100 Seiten, was nur ein Viertel des Thrillers ausmacht, zieht auf einmal das Tempo und damit auch die Faszination und Spannung an. Endlich wird das Geschehen dem Titel gerecht und man merkt, dass nicht mehr alle Lucien blind hinterherlaufen, sondern dass es wirklich einen Plan gibt. Das Ende ist so genial, wie Carter es nun mal liefern kann. Besonders hat mich gefreut, dass Garcia dabei so strahlen durfte. Aber insgesamt war das doch zu wenig.

Fazit: Ausgerechnet der Jubiläumsband, „Die Jagd nach der Bestie“, kommt etwas zäh daher. Ewig lange will keine Spannung aufkommen, zudem wirkt Hunter lustlos und die Bestie wird ihrem Namen nicht gerecht. Erst das Ende kann wieder versöhnen, aber es ändert nichts am Status eines sehr schwachen Buchs von Chris Carter.