Rezension

Erst flachlegen... und dann wieder krümmen

Karten! - Simon Garfield

Karten!
von Simon Garfield

Bewertet mit 5 Sternen

 - beides mit Schwierigkeiten verbunden!

Tja, so kann man die Welt auch sehen, aber bisher habe ich mir wenig Gedanken dazu gemacht. Ich habe eine! Eine Weltkarte! Sie hängt über dem Esstisch und ist schon oft Gegenstand so lustiger Spielchen geworden wie, "Wo ist Urep?" Möglichst unauffällig hat man sich einen Ländernamen auf der Karte ausgesucht und rückwärts ausgesprochen den Anderen suchen lassen.

Aber jetzt, wo es erwähnt wurde, sehe ich es auch: Grönland ist fast so groß wie Afrika und die Antarktis ist gigantisch. Nun, das ist eine der angesprochenen Probleme in Karten von Simon Garfield. Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab.

Obwohl die Erde zwischenzeitlich eine Scheibe zu sein hatte, war sie in ihren Grundfesten schon immer einer Kugel ähnlich (sie läuft nicht immer rund, aber das haben wir ja alle schon bemerkt). Und so bestand das erste Problem darin, etwas Kugeliges auf ein Rechteck zu projezieren. Aber das ist schon zu weit vorgegriffen. Zunächst bestand die schriftlich festgehaltene Welt nur aus Mittelmeer und Ländern drumherum, soweit der Proviant der Entdecker gereicht hat. Sobald die Angst der Seefahrer, am Ende der Welt herunterzufallen, gebannt und Königshäuser die Spesenkonten der Unerschrockenen aufgestockt hatten, wurde auch der Hunger nach Karten und Wegweisern zu den Goldschätzen immer größer.

Die Entwicklung der Karten waren rasant, nach Erzählung der Reisenden gefertigt, manchmal auch mit Ungeheuerlichem und Unbrauchbarem gespickt (die Kong Berge haben fast 100 Jahre gebraucht um wieder zu verschwinden), aber auch mit viel Witz und Einfallsreichtum den Bedürfnissen der Nutzer angepasst. Um es mit den Worten von Graham Arader (Kunst- und Kartensammler) zu beschreiben: "Füher habe ich nur schöne Karten gesehen, aber jetzt erkenne ich darin den Hexenkessel der Geschichte."

Besser hätte ich es nach dem Lesen dieses Buches, welches 2014 zum Wissensbuch des Jahres gekürt wurde, auch nicht beschreiben können. Garfield schlägt einen anregenden Bogen von den Anfängen der ersten Karten der Geschichte bis in unsere googlegeprägte Zeit und lässt dabei auch keine Details aus. Ich weiß jetzt warum mein Esstischgrönland so groß ist und ich weiß um die Schwierigkeiten, das einstmals Geplättete wieder in Globusform zu bringen.

Eine lohnende Lektüre, die anregt, vielleicht doch mal wieder einen Blick in die Karten zu werfen, denn die können durchaus gezinkt sein!