Rezension

Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral

Das Ambrosia-Experiment - Volker Dützer

Das Ambrosia-Experiment
von Volker Dützer

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Jules Leben verläuft zwanghaft, da sie als Kind den Massen(selbst)mord einer Sekt beobachtet hat, bei dem sie ihre Eltern verlor. Deshalb scheut sie erst den Kontakt zur Polizei, als ihr eine Leiche vor den Füßen liegt und sie den Mörder beobachtet. Sie möchte sich verkriechen und alles vergessen, muss aber dann bemerken, dass es sich um ein Verbrechen viel größeren Ausmaßes handelt und dieses die Menschen in ihrer Nähe betrifft. Glücklicherweise gerät sie auf ihrer Flucht in den Dunstkreis von Lucas Prinz – als Nestbeschmutzer bei der Polizei geächtet und nur durch die schützende Hand eines aufmerksamen Staatsanwaltes noch im Dienst. Gemeinsam stellen sie sich der Gefahr und bannen dabei die Dämonen ihrer Vergangenheit.

Mein Eindruck:
Ewiges Leben, - der Menschheitstraum. Dass in dieser Hinsicht geforscht wird, ist nicht fernab jedweden Denkens. Und dass am ehesten Leute mit sehr viel Geld in den Genuss eines Mittels kommen, welches die Lebenszeit verlängert, leuchtet Jedermann ein. Dass Ethik unter Umständen das Hauptwort ist, mit dem die Wenigsten etwas anfangen können, wenn es um die eigene Haut geht, ist Fakt. Obwohl es schon einige Filme und Bücher gibt, die sich mit einer ähnlichen Thematik des Ausschlachtens anderer Individuen für das eigene Wohlergehen befassen, schafft der Autor hier eine neue Ausgangslage. Diese ist vor allen Dingen deshalb beängstigend, weil sie - ganz ohne in den Science Fiktion Bereich abzudriften - denkbar scheint. Koblenz als Schauplatz ist ideal, - hübsch klein und übersichtlich und trotzdem Ausgangspunkt für ein unvorstellbares Verbrechen. Seine beiden Ermittler sind zwar vom Leben gezeichnet, jedoch überaus liebenswert und trotz aller Macken echte Sympathieträger. Deshalb verzeiht man die etwas übertriebene Sicht auf das polizeiliche Umfeld von Prinz: Auch Polizisten können gut einschätzen, ob andere Beamte sich im großen Stil gesetzlos verhalten haben. Eine gewisse Treue zu „eigenen“ Leuten könnte man noch voraussetzen, aber dass ein Beamter ÜBERALL geächtet wird, weil er einen Stall ausgemistet hat, ist unglaubwürdig. Der Stil Dützers gefällt, saugt den Leser in die Geschichte ein und hält ihn bis kurz vor Schluss gefangen. Leider spuckt er ihn jedoch in ein nicht ganz rundes Ende aus und lässt ihn rätseln, wie es denn jetzt dazu gekommen ist. Das ist insbesondere deshalb schade, weil die Erklärungen bis dahin ausführlich und folgerichtig waren. Vielleicht könnte man das E-Book noch um fünf Seiten erweitern, es würde der Story nicht schaden.

Mein Fazit:
Bis kurz vor Schluss richtig gut, dann leider kleine Abzüge in der B-Note