Rezension

Erst spät kommt Spannung auf

Tödlicher Mittsommer - Viveca Sten

Tödlicher Mittsommer
von Viveca Sten

Bewertet mit 3 Sternen

"Tödlicher Mittsommer“ behandelt den ersten größeren Fall, dem sich Thomas Andreassons nach dem plötzlichen Kindstod seiner Tochter und nach der Scheidung von seiner Frau annimmt. Auf der Ferieninsel Sandhamn wird die Leiche eines Mannes angespült. Zunächst sind Andreassons und seine Kollegen geneigt, seinen Tod als Unfall abzutun, aber wenige Tage später zieht Nora, die Jugendliebe von Thomas, die Leiche der Cousine des Toten aus dem Wasser und Thomas beginnt an eine Mordserie zu glauben…

Der erste Krimi von Viveca Sten hat einen wirklich schleppenden Einstieg. Gerade, weil Thomas und seine Kollegen zunächst glauben, dass der Tote durch einen Unfall ums Leben kam, passiert so ziemlich nichts. Stattdessen wird groß und breit das Leben von Nora, der Jugendliebe Thomas’, erzählt. Ihr Urlaubsalltag mit den Kindern, der Mann, der mehr mit seinen Segelregatten beschäftigt ist, als mit irgendetwas anderem. Klar ist das auch interessant, aber gerade am Anfang einer Krimireihe muss man dem Leser schon etwas bieten, damit dieser dran bleibt. Von Thomas Andreassons erfahren wir natürlich auch noch was, aber das ist meinem Geschmack nach fast schon zu wenig, wenn man all die Beschreibungen über Nora betrachtet. Irgendwann dann zu Mitte des Krimis wird es spannend, denn dann beginnt Thomas sogar tatsächlich mit Ermittlungsarbeiten und dennoch werden die meiner Meinung nach viel zu wenig thematisiert und wenn, dann wird das Getane rückblickend für den Leser zusammengefasst und das ist mir für einen Krimi wirklich zu wenig.
Auf den letzten 100 Seiten habe ich dagegen nicht mehr so viel zu meckern. Es ist spannend gestaltet, die Auflösung des Falles ist auch gelungen, denn, wer der Täter ist, ist wirklich recht lange im Dunkeln geblieben.
Nun muss ich noch ein paar allgemeinere Dinge über „Tod im Schärengarten“ kritisieren. Zunächst ist da der Untertitel „Thomas Andreassons erster Fall“. Betrachte ich nur diesen Zusatz, dann muss ich mich innerhalb des Krimis ganz schön wundern. Draußen wird Thomas Andreassons als Protagonist angekündigt und innen drin nimmt eigentlich Nora die Hauptrolle ein. Liest man nun aber wieder einen Klappentext, dann wird dort angekündigt, dass es sich bei der Figur der Nora nicht um eine einmalige Sache handelt, nein, stattdessen soll sie wohl auch in den weiteren Krimis der Reihe eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht den Fall zu lösen. Prinzipiell finde ich das ja auch gar nicht schlecht, gerade weil Nora einem richtig vertraut wurde und weil sie eben nicht die typische Kommissarin ist, sondern Juristin. Mein Problem ist da einfach, dass der Untertitel für mich überhaupt nicht stimmt und ganz falsche Erwartungen entstehen lässt, zumal dieser Untertitel bei den bereits erschienenen Nachfolgern ebenfalls beibehalten wurde.
Der zweite Kritikpunkt ist die kleine Schrift. Ich bin zwar noch jung und haben deshalb wahrscheinlich noch die geringsten Probleme damit, aber ich hatte schon erhebliche Probleme mich an die Schriftgröße zu gewöhnen und das hat den Einstieg in den Krimi dann auch nicht gerade erleichtert. Da wäre mein Rat an den Verlag, dass doch besser etwas zu vergrößern.

Fazit: „Tödlicher Mittsommer“ ist okay, mehr aber auch nicht. Die Spannung setzt viel zu spät ein. Vermutlich sind bis zu dem Punkt schon viele Leser abgesprungen. Die beiden Hauptcharaktere sind sympathisch und haben auch private Hintergründe, die noch viel storytechnisches Potenzial beinhalten. Letztlich wurde sich für einen ersten Band einer Reihe aber schon viel zu viel auf das Privatleben von Nora gestürzt und das war einer der Hauptgründe, dass die Handlung nicht in die Gänge kam. Da dies aber der erste Band der Krimireihe um Thomas und Nora ist, sehe ich meine Kritikpunkte noch gelassen, denn wohlmöglich waren die der Tatsache geschuldet, dass es noch mehrere Krimis geben soll.
Somit gebe ich gute 3 Sterne!