Rezension

Erstaunlich banal

Princeton 66 - Jörg Magenau

Princeton 66
von Jörg Magenau

Bewertet mit 2 Sternen

 Princeton 66 erzählt die Geschichte vom letzten Treffen der Gruppe 47, einer Zusammenkunft der literarischen Elite im Nachkriegsdeutschland. Führende „Mitglieder“ waren zum Beispiel Grass und Reich-Ranicki.

 

Ich sage es nicht gerne, aber der beste Abschnitt des Buches war ein kleiner Exkurs zum Mathematiker Gödel. Der Rest war zwar gut recherchiert, jedoch belanglos erzählt. Natürlich passiert auf einer solchen Tagung nicht viel, aber hier werden Lesungen und Kritik so aufgereiht, dass sie von Kapitel zu Kapitel uninteressanter werden. Man erkennt, dass Magenau den Personen möglichst wenige erfundene Gedanken einpflanzen wollte. Leider macht diese reine Außensicht die Geschehnisse ziemlich uninteressant. Zum Teil wurde versucht, dies durch Ironie auszugleichen, manchmal gelingt es, doch ich hätte mir wirklich einen entschiedeneren Standpunkt des Erzählers gewünscht. Damit hätte er eine deutlich größere Spannung zwischen Erzählung und Erzähltem aufbauen können und mehr Tiefe in den Roman gebracht. Die Sprache war relativ trocken, was natürlich auch aus der erzählerischen Distanz entsteht.

 

Dazu kommt, dass ich die Gruppe 47, die ich im Studium kennengelernt habe, größtenteils nicht mag. Die wenigen, die ich gerne lese (zum Beispiel Böll), sind aus Protest gegen den Vietnamkrieg dieser Amerikareise ferngeblieben. So war mein Interesse an dem Buch zwar da, allerdings nicht allzu groß. Ich denke, dass Liebhaberinnen der Nachkriegsliteratur mehr aus dem Roman herausziehen, aber für mich war es eine langweilige Erzählung über spießige, rauchende, gesetzte Herren, die an Selbstüberschätzung leiden.

 

Fazit: Langweilig, banal und unentschieden. Princeton 66 bietet zwar gute Recherche, ist aber sonst nur für LiteraturwissenschaftlerInnen interessant, die die Nachkriegsliteratur zu schätzen wissen. Es mangelt der Erzählung an Humor und Tiefe.