Rezension

Erster Roman um die herrschenden Familien auf dem Erdtrabanten...

Luna
von Ian McDonald

Bewertet mit 3.5 Sternen

Meine Mutter sagte immer, Liebe ist das Einfachste von der Welt. Liebe ist, was einem jeden Tag über den Weg läuft. So verliebte sie sich in meinem Vater, an dem sie jeden Tag vorbei gekommen war, während er schweißte. (Einfach eine Einstellungssache...)

Inhalt:

Als die Menschheit den Mond besiedelt, entwickeln sich daraus schnell die fünf Drachen. Das sind die Familien, welche das Sagen auf dem neuen Lebensraum für Menschen haben. Die Familie Corta wird dabei am meisten verachtet, denn Adriana Corta, der Begründerin ihres Clans auf dem Mond, wird oft nachgesagt, sie hätte sich ihren Status auf eine unehrenhafte Art und Weise angeeignet. Trotzdem hat ihre Familie ihre Monopolsstellung erreicht und so gibt es viele Neider und heimliche Lästerer dieser Drachen mit den so unterschiedlichen Kindern von der langsam sterbenden Adriana. In diese Familie gelangt Marina Calzaghe, welche auf dem Mond gekommen ist und viel Geld verdienen will, da ihre Mutter auf Erden eine teure medizinische Versorgung benötigt. Als Bedienstete auf einer Feierlichkeit der Corta engagiert, rettet sie Adrianas Sohn Raffa bei einem Mordanschlag. Fortan ist sie von der Familie eingestellt und damit enden ihre Sorgen um die ständige Zahlung der nötigen Grundelemente auf dem Mond und natürlich die Kosten für das Wohl ihrer Mutter. Aber dadurch wird Marinas Leben nicht nur mit vielen neuen Erfahrungen bereichert, sondern auch der Lebensgefahr ausgesetzt, denn nicht wenige Mondmenschen denken sich: Tod den Corta und ihren Mitstreitern!

Meinung:

Der Roman 'Luna' aus dem Jahr 2016 konnte mich leider nicht richtig überzeugen. Ich war mit recht hohen Erwartungen an diesen Science-Fiction Roman gegangen und der Autor Ian McDonald legt eigentlich ein wunderbares Setting vor: ein bevölkerter Erdtrabant, auf dem viele technologische Aspekte, die heutzutage auf der Erde seinen Anfang finden, in der gar nicht so entfernten Zukunft umgesetzt werden. Zum Beispiel das 'Chib': eine Art Kontaktlinse, die im Verbund mit einem virtuellen Vertrauten die Plattform darstellt, über welche man Rechnungen zahlt, alle seine Daten unter Kontrolle hat sowie seine sozialen Netze verwaltet; das ist gar nicht so abwegig in der nahen Zukunft. Und dass man für wirklich alles wie auch das Atmen bezahlt - da warte ich noch drauf. Dazu das Gefüge von fünf Familien, welche über den Mond herrschen, sich aber untereinander gar nicht grün sind, ist sehr interessant. Doch McDonald macht dieses Szenario meiner Meinung nach unnötig kompliziert: er mixt eine eigene Sprache aus Englisch und den jeweiligen Herkunftssprachen der Familien und fügt ebenso noch 'Globo', ein vereinfachtes Englisch, was jedoch Maschinen sehr gut verstehen, auf dem Mond ein. Ich glaube, während der ersten hundert Seiten war ich dauernd zwischen aktueller Seite und dem Glossar am Pendeln, bevor ich es aufgab und die Ausdrücke schlicht überlesen habe. Es war schon ungewohnt genug, das der Roman im Präsens geschrieben wurde, was mir persönlich weniger zusagt. Gebündelt mit einem eigenwilligen Schreibstil des Autors fliegt man halt nicht so leicht über die Seiten. Die Geschichte des Buches ist zum großen die der aufgestiegenen Adriana Corta und das derzeitige Treiben ihrer Familie mit all ihren Verknüpfungen und Bestrebungen. Sicherlich hat McDonald sehr viele charismatische Figuren erschaffen, wobei man einige erst einmal verstehen muss. Ich frage mich immer noch, ob diese Wölfe, wie Wagner Corta einer ist, eine Art Spiegelbild der Werwölfe auf Erden darstellt. Dies sickert nicht so richtig durch. So geht es auch mit all diesen religiösen und eher im Hintergrund agierenden Gemeinschaften wie dem 'Orden der Herren des Jetzt' oder den 'Weißen Hasen'. Erwähnen sollte man auch, dass Sex in dem Roman eine wichtige Rolle spielt, da er sich um Stufen freizügiger gestaltet als auf Erden. Ich weiß, dass dies vielen Sci-Fi Lesern vor den Kopf stößt, fand es aber selber ziemlich interessant. Das sehr gewaltige wie nicht minder brutale Finale samt einem recht offenem Ende hebt die Qualität des Buches nochmals an und fixt den Leser schon auf den Fortsetzungsroman, aber unterm Strich denke ich, dass McDonald aus dem Stoff hätte viel mehr draus machen können - und weniger verwirrend. Ich glaube aber, dass meine Neugier siegen wird und ich auch den nachfolgenden Roman auch lesen werde... 

Fazit:

Interessanter Roman über eine Gesellschaft auf dem Mond, allerdings kompliziert und holprig dargestellt...

7,0 von 10 Sterne