Rezension

Erwachsen werden wird eben nie out!

Das also ist mein Leben
von Stephen Chbosky

Der 15 bzw. 16 jährige Charlie lebt irgendwo in den USA in den 90ern und absolviert sein erstes High-School-Jahr. Das Buch ist in anonymer Briefform verasst, man erfährt nicht, an wen die Briefe gehen oder wo Charlie wohnt. Er hat aber mit den typischen Teenager-Problemen zu kämpfen. Hormone, das erste Mal verliebt sein, die ersten Drogen, der ersten Alkohol, das Gefühl, allein auf der Welt zu sein und gleichzeitig erfahren, was wirklich gute Freunde sind.

Mein Eindruck: Ich bin beim Lesen relativ emotionslos, aber mit Charlie konnte ich einfach mitfühlen. Vor allem, weil auch ich viele ältere Freunde hatte und habe - wie Charlie auch - neben dem Schulwechsel auf die höhere Schule ist auch der Eintritt ins Arbeitsleben, der sich bei mir so langsam abzeichnet, ein weiterer großer Schritt im Leben - ich kann mich also zum Teil auch in meiner aktuellen Situation ganz gut mit Charlie gleichsetzen....die Briefe sind auch keine hochtrabende Literatur, zwischendurch wirken die Gedankengänge wieder sehr kindlich. Es sind eben Briefe eines Teenagers, wenngleich sein Englischlehrer ihm ein Talent und Wissen bescheinigt - er lässt ihn verschiedenste Bücher lesen. Der Fänger im Roggen, Peter Pan, Der große Gatsby, usw und lässt ihn darüber Aufsätze schreiben, gibt ihm Tips, wie er Hamlet lesen soll, fordert ihn, wird zum Freund.
Charlie weint oft, er fragt sich, wie sich die anderen Leute fühlen. Wer gerade Liebeskummer hat, etc. Ich konnte mir ein Schmunzeln hier und da nicht verkneifen, auch dieses "ohja, genau so ist das" kam mehr als einmal in meinem Kopf vor und ich ertappte mich auch dabei, wie ich bestätigend nickte. Besonders im Gedächtnis ist mir vor allem ein Satz der ersten Zeile, der auch auf dem Cover abgebildet ist, geblieben. "Ich mag es und mag es eigentlich nicht - und ich begreife nicht, wie ich beides empfinden kann". - wer von uns kennt das nicht? Das Gefühl, sich wie der König der Welt zu fühlen und zeitgleich winzig klein...obwohl es kein Krimi oder Thriller ist, kein Buch, in dem sonderlich viel "passiert", passiert eben doch eine ganze Menge. Und ich konnte es nachvollziehen, ich konnte mitfühlen und es war...naja, spannend oder fesselnd ist nicht der richtige Begriff. Eher "real"...und eben nicht langweilig. So wie das echte Leben halt...