Rezension

Erwartbar, knalliges Ende

Zehn - Andy Neumann

Zehn
von Andy Neumann

Bewertet mit 2.5 Sternen

Es ist ein, ich sag mal, sehr männliches Buch, der Roman „Zehn“, von Andy Neumann. Natürlich beschreibt er in seinem Kriminalroman vieles, was er aus seinem eigenen Berufsumfeld gesehen und erlebt hat beziehungsweise, was er sich so vorstellt. Denn der Autor arbeitet selbst bei der Polizei. Zehn ist ein sprachlich einfach aber gut geschriebenes Werk, das die Regeln eines Krimis befolgt. Soll heißen, es gibt keine wirklichen Überraschungen. Dadurch, das in „Zehn“ nur wenige Protagonisten beschrieben sind, ist es nicht sehr schwer, den Übeltäter bald zu entlarven. Und auch der Zeitlinie ist, da nicht oft verlassen, gut zu folgen.
Ein kurzer Abriss des Inhalts: ein Typ erkennt, dass er zum Töten geboren ist. Und als er erkennt, dass er wirklich Spaß daran hat, folgt er seiner inneren Eingebung. Es sollen Zehn sein. Zehn Verbrechen. Und er will sich nicht erwischen lassen. Die perfekten Morde begehen. Doch er vergisst sein Umfeld darüber, das ihn winzig kleine Nadelstiche verpasst, die er nicht einmal bemerkt.

Die beiden Freunde bei der Polizei, Torben und Tom, kommen dem Täter nicht im Geringsten näher. Sie finden einfach keine Spur. Noch dazu sind beide in Positionen, bei der sie von ihren Vorgesetzten immer wieder getriezt werden. Sie müssen jeder noch so kleinen Spur nachgehen, sobald die Medien und Politiker meinen, dass sie ihre Arbeit nicht richtig machen. Falschen Spuren und Hirngespinsten nachzujagen kostet sie viel Zeit und Kraft.
Hier kommt der Journalist Günther Niessen ins Spiel. Er ist ein alter Haudegen, der Recherche noch für überaus wichtig erachtet. Und als er eine Nachricht bekommt, dass da irgendwelche Mordfälle, die weder zeitlich, örtlich noch vom Stil zusammenpassen, von ein und dem selben Mörder stammen sollen, kommt Fahrt in die Sache auf. Doch so schnell wie er darüber schreibt, um Torben und Tom auf Trab zu bringen, so schnell wird er in den sprichwörtlichen Keller geschickt. Wird kalt gestellt. Und doch ist sich Niessen sicher, auf der richtigen Spur zu sein.
Die Leserschaft bekommt immer wieder, dem zeitlichen Ablauf der Morde angepasst, nur kurze Einblicke von wenigen Momenten und Tagen präsentiert. Dann vergehen wieder Monate, in denen wer weiß was passiert, bis zum nächsten Moment. Das wirkt ein wenig überspannt, kann sich aber realistisch auch so abspielen. Was nervt, ist die immer wieder beschriebene Tatsache, dass Torben ein ach so toller Polizist mit ungeheuer großer Aufklärungsquote, super Familie, die zu ihm hält und so weiter, um so öfter. Diese ständigen Wiederholungen müssen nicht sein, Sie klingen fast wie Seitenfüller. Torben ist schlank aber nicht trainiert, auch das wird oft betont. Tom hingegen ist der Sportler schlechthin. Er rennt Torben praktisch davon. Und auch wenn beide in verschiedenen Dienststellen arbeiten, tut das ihrer Freundschaft und das Jagen nach dem Serienkiller keinen Abbruch. Wenn da nicht immer dieser versoffene Journalist stören würde.
Überhaupt der Alkohol. Der Mörder, das lässt sich schon auf den ersten Seiten erahnen, kann von dem Zeug nicht lassen. Und dass dann ausgerechnet jemand, der so viel davon konsumiert, perfekte Morde begehen kann, das lässt mich zweifeln. Wie dieser von Mord zu Mord mehr und mehr abdriftet, bestimmte psychologische Muster offenbart, ist allerdings nachvollziehbar.
Frauen spielen natürlich auch eine Rolle, als Opfer, als brave Hausfrau, Karrierefrau und zu guter Letzt als Heldin. Alles bestimmte Typen, keine wirkt als Frau von Nebenan. Manche treten oftmals und sehr konkret in Erscheinung, andere werden nur erwähnt, es gibt sie und Punkt. Der Knaller am Schluss ist tatsächlich einer und wird vielen als der effektvolle Treffer beziehungsweise als entsprechendes Ende erscheinen.
Ein Roman, der viel vom Insiderwissen des Autors profitiert, allerdings nicht aus der Masse heraussticht. Eine Leseprobe gibt es zum Beispiel unter https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID145914617.html

 

Über den Autor:
Andy Neumann wurde 1975 in Neuwied geboren. Er begann 1995 seine Kommissarsausbildung beim Bundeskriminalamt und war anschließend neun Jahre lang als Ermittler im Terrorismusbereich tätig. Von 2008 bis 2010 absolvierte er das Masterstudium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Im Rahmen seiner Vorstandstätigkeit für den „Bund Deutscher Kriminalbeamter“ veröffentlichte er zahlreiche wortstarke Stellungnahmen und gab Interviews, u. a. für Spiegel Online, die Welt und Bild online. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Musiker. Er arbeitet beim BKA und lebt mit seiner Familie im Rheinland.