Erzählerisch und inhaltlich mit Defiziten
Bewertet mit 2 Sternen
Ich habe zuletzt doch einiges gelesen, was entweder schon vom Titel her Summervibes mitgibt, oder es mit dem Cover oder Klappentext geschafft hat. Bei „The Summer We Fell“ war es das Gesamtpaket und ich konnte nebenbei auch noch eine neue Autorin kennenlernen.
Ich habe relativ früh bei „The Summer We Fell“ gemerkt, dass ich das vor acht bis zehn Jahren vermutlich viel mehr gemocht hätte. Es hat mich ein wenig an Abbi Glines erinnert, die mit zu den ersten gehörte, die über NA den deutschen Buchmarkt beherrscht hat. Es war keinesfalls eine Kopie, aber gerade diese Naivität der Protagonistin und sich selbst immer wie der Putzlappen zu fühlen und das auch zu verdienen, das hat mich daran erinnert. Ich fand es auch ein wenig schade, dass der Glaube hier so fanatisch dargestellt wurde. Im Grunde war jede Figur, die als strenger gläubig dargestellt wurde, irgendwie unsympathisch. Sie haben immer viel gepredigt, aber überhaupt nicht danach gelebt. Ich weiß, dass es das gibt, das steht außer Frage. Aber ich finde, dass es da doch immer ein Gegengewicht geben sollte, denn Glaube ist keinesfalls so schwarz-weiß.
Kommen wir jetzt aber zur genaueren Art, wie „The Summer We Fell“ erzählt wird. Wir springen immer vor und zurück in der Zeit. Das fand ich zunächst auch sehr angenehm, denn wenn dadurch ein gewisses Mysterium in der Luft liegt, weil man weiß, ein bisschen muss noch von uns als Lesern herausgefunden werden, dann ist es spannend. Nur irgendwie waren manche Dinge viel zu schnell klar und ich würde auch sagen, dass die zwei Zeitperspektiven Fragen aufgeworfen haben, die für mich nie beantwortet wurden. Ganz eklatant kann man das wohl an Luke festmachen. Auch wenn der männliche Protagonist des Buchs, habe ich ihn gar nicht richtig kennenlernt. Ich mochte sicherlich die Seite, wo er es gehasst hat, was die anderen über Juliet gedacht und wie sie mit ihr umgegangen sind. Aber bei ihm mündete so viel in Gewalt, das fand ich als Botschaft nicht so gut. Es hat sicherlich auch mit seiner Vergangenheit zu tun, aber die wird gar nicht richtig aufgearbeitet. Auch bei Juliet bekommen wir oftmals nur Andeutungen. Da sind die Lücken bis zu einem gewissen Grat auch okay, denn es ist eine verdammt heftige Art groß zu werden, aber bei ihm kenne ich nicht mal die Lücken, es ist ein einziges riesiges Loch.
Zudem finde ich auch, dass in der Gegenwart nicht viel passiert. Es gibt wenig ehrliche Gespräche, es gibt immer ein paar ein paar Arbeiten am Haus, dann nächtliches Geplänkel und fertig. Und das beste dabei, dass das Thema Verhütung zunächst gar keine Rolle spielt, nur um es dann später doch noch aufzugreifen, aber auf eine Art, die auch überhaupt nicht passte, weil es wenig mit Verantwortung zu tun hat, sondern wie ein Mittel zum Zweck wirkte. Aber wie ist Juliet überhaupt die erfolgreiche Sängerin geworden, warum diese toxische Beziehung mit einem Kollegen? Das könnte ich ewig für einige Figuren fortführen. Ich hatte so viele Fragen, aber leider viel zu wenig Antworten. Ich finde zwar, dass am Ende alles gut zusammengekommen ist. Es gab gute Konsequenzen, es gab endliche Gespräche, es gab Hoffnung, aber der Weg dorthin war doch sehr zäh. Ich würde auch nicht sagen, dass Juliet und Luke zusammen bei mir viel ausgelöst haben. Sie mussten einander treffen, auf jeden Fall, aber es war für mich dennoch keine Chemie, die mich richtig anfixt. Ich finde dann auch, dass Juliet, die so viel Raum in der Geschichte einnimmt, keine richtige Entwicklung durchmacht. Die junge Juliet und die ältere Juliet sind im Grunde dieselbe und ich hätte da einfach gerne verschiedene Versionen gesehen, die aber dennoch gerne beide hätte gebrochen sein können, aber bitte aus verschiedenen Gründen. Hier war es aber einfach zu ähnlich.
Fazit: „The Summer We Fell“ hat mir letztlich nur wenig von den locker-leichten Gefühlen gegeben, die ich mir erhofft hatte. Es gab zu wenig Highlights, es gab viele Lücken, es gab auch viel richtig Kritisches. Dementsprechend werde ich Elizabeth O’Roark wohl erstmal nicht weiter auf meinem Schirm halten.