Rezension

Erzältechnische Schwächen ändern nichts an hohem Lesevergnügen

Zersplittert - Teri Terry

Zersplittert
von Teri Terry

Bewertet mit 4 Sternen

"Zersplittert" handelt von der 16-jährigen Kyla, die geslated wurde. Das heißt, all ihre Erinnerungen an ihr früheres Leben wurden gelöscht. Warum aber hat sie dann regelmäßig Träume, die sich wie Erinnerungen anfühlen? Kyla findet heraus, dass sie Teil einer Widerstandbewegung gegen das Herrschaftssystem der Lorder war. Sie ist hin und her gerissen zwischen ihrer Vergangenheit, der Loyalität zu Free UK und ihrer moralischen Werten, die an ihre neues Ich und an ihre neue Mutter gebunden sind. Kyla muss sich entscheiden, um ihre Lieben und auch sich selbst zu retten.

Von "Gelöscht" war ich schwer begeistert. Mich überzeugten die Charaktere, der Spannungsbogen und die Welt, die die Autorin für uns Leser erschaffen hat. Im Endeffekt kann man genau die Argumente auf "Zersplittert" übertragen. Die Charaktere sind immer noch überzeugend. Es ist spannend zu beobachten, wie Kyla immer mehr über ihre Persönlichkeiten erfährt und dabei eine ganz neue Persönlichkeit entwickelt. Es werden neue Charaktere eingeführt, die die Geschichte entscheidend weiterbringen. Die Figur des Nicos ist natürlich ganz besonders interessant, da man aus ihm nicht wirklich schlau wird. Einerseits liebevoll, andererseits eiskalt. Der Spannungsbogen wird ebenfalls wieder hochgehalten. Es entsteht nicht einmal Langeweile, weil erneut mit kurzen Kapiteln gearbeitet wird. Es wird immer Stück für Stück etwas verraten, so dass man immer ein Puzzleteil mehr zur Verfügung hat. Dennoch bleiben am Ende des Jugendbuchs immer noch so viele Fragen übrig, dass auch ein dritter Teil noch viele inhaltliche Überraschungen bieten kann. Die Romanwelt wird erneut detailliert und in sich stimmig beschrieben.

Dennoch fallen mit zwei Teilen im Vergleich kleinere Schwächen auf. Die kurzen Kapitel finde ich grundsätzlich toll. Wie bereits erwähnt eignen sie sich großartig, um für Spannung zu sorgen. Andererseits fiel es mir in "Zersplittert" extrem auf, dass die kurzen Kapitel verhindert haben, dass man auch einmal tiefer tauchen konnten. Viele Aspekte werden angerissen, vor allem die Momente, in denen Kyla hin und her gerissen ist zwischen ihrer Wut auf die Lorder und ihrer Abneigung gegen rohe Gewalt. Dieser Zwiespalt ist sehr interessant gestaltet und wird aber nur oberflächlich angerissen, weil dann schon wieder das Kapitel endet. Für mich entstand letztlich das Gefühl, dass einige inhaltliche Aspekte nicht sauber zu Ende erzählt wurden und somit wurde an diesen Stellen Potential verschwendet. Im Rückblick ist dieses Manko auch bei "Gelöscht" festzustellen. Da fiel dies mir aber nicht so extrem auf, da ich von Teri Terry bisher noch nichts gelesen hat und es ist ihr Erstlingswerk, da blickt man generell mal eher über etwas hinweg. Aber der Erzählstil ist eins zu eins auf "Zersplittert" zu übertragen und ich erwarte mir auch immer erzählerische Weiterentwicklung. Dies ist defintiv nicht der Fall und das ist etwas schade.

Dennoch ist "Zersplittert" ein würdiger Nachfolger von "Gelöscht", der mich vor allem inhaltlich mehr als überzeugen konnte. bei der Erzähltechnik lassen sich kleinere Schwächen feststellen, die aber in keinster Weise das Lesevergnügen schmälern. Da ich den zweiten Teil aber etwas schwächer fand als den ersten, gebe ich einen Stern weniger. Jetzt heißt es also wieder warten auf den abschließenden dritten Teil!