Rezension

Es begann mit einer Superman-Brotbüchse ...

19 Minuten - Jodi Picoult

19 Minuten
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4 Sternen

Der 6. März 2007 wird das Leben in Sterling, New Hampshire, für immer verändern, denn das ist der Tag, an dem der 17-jährige Peter Houghton in der Sterling Highschool Amok läuft und innerhalb von 19 Minuten 10 Menschen tötet und viele verletzt. An Peters Schuld besteht kein Zweifel, wurden doch die Waffen, aus denen die tödlichen Schüsse erfolgten, bei ihm gefunden, doch was veranlasste einen 17-Jährigen dazu, der bisher niemals durch Gewalttätigkeiten aufgefallen war, eine solche Tat zu begehen?

 

Lacy Houghton, eine örtliche Hebamme, erfährt auf dem Heimweg über das Radio, dass es einen Amoklauf an der Schule ihres Sohnes gibt und erst vor Ort erfährt sie die Wahrheit: Ihr Junge ist es, der schießt. Doch warum? Was hat sie falsch gemacht? Warum ihr Sohn, der einzige, der ihr geblieben ist, nach Peters älterer Bruder vor einem Jahr tödlich verunglückte?

 

Richterin Alex Cormier übernimmt den Fall. Sie selbst ist eine Karrierefrau, immer darauf bedacht, ein gutes Vorbild für andere abzugeben und obwohl ihre Tochter bei dem Amoklauf verletzt wurde, konnte diese Verletzung nicht mit dem Amoklauf direkt in Verbindung gebracht werden, sodass es hier keinen Interessenskonflikt gibt. Ist sie wirklich die richtige, um über Peter zu richten, der vor vielen Jahren der beste Freund ihrer heute 16-jährigen Tochter Josie war? Auch sie kann sich nicht erklären, warum dieser bisher so freundliche Junge plötzlich ausgerastet ist. Sie will, mittels Gesetz, die Wahrheit herausfinden und dann, so glaubt sie, ein gerechtes Urteil fällen - doch steht das Urteil nicht eigentlich schon fest? Haben sich nicht bereits alle, die in Sterling leben, ein Urteil über diesen Jugendlichen gebildet? Eine Frage bleibt bisher jedoch ungeklärt - WARUM???

 

 

Es begann mit einer Superman-Brotbüchse ... Der Plot wurde sehr einfühlsam und authentisch erarbeitet. Auch wenn sich die Bewohner Sterlings anfangs keine Erklärung geben können, warum ausgerechnet Peter Houghton einen Amoklauf beging, wird nach und nach klar, dass Peter seit dem ersten Vorschultag von den anderen Schülern gemobbt wurde, denn er war schon immer anders, als die anderen Kinder, einfühlsam, eher ruhig und in sich gekehrt - er unterschied sich von ihnen und wer nicht zur Führungselite gehörte, wurde als das behandelt, was er war: ein Außenseiter. Mehr als 10 Jahre dauerten Peters Schikanen, bis sich schlussendlich alles entlud, was so lange aufgestaut wurde. Die Figuren wurden facettenreich erarbeitet und ganz ehrlich, ich kann Peter durchaus verstehen, wie er sich förmlich dazu getrieben fühlte, es allen mit barer Münze heimzuzahlen, auch wenn ich nicht gutheiße, was er getan hat - verstehen kann ich ihn ein Stück weit. Den Schreibstil empfand ich sehr packend erarbeitet, gerade auf den Hinblick, dass die Figur des Peter sich während des Buches fast ausschließlich recht lethargisch zu seinem Leben äußerte, denn ehrlich, er hatte doch nie eine Chance gehabt, oder?