Rezension

Es brodelt.... immer noch!

Breaking News - Frank Schätzing

Breaking News
von Frank Schätzing

Bewertet mit 4 Sternen

Breaking news, auf deutsch Sonder- oder Eilmeldung. Nun, besonders eilig darf man es nicht haben, wenn man sich diesen 976 Seiten Wälzer zu Gemüte führt, aber Langeweile kommt trotzdem nicht auf, dafür sorgen james-bond-mäßige Actionszenen, bei denen Schätzings Nahostreporter Tom Hagen wie durch ein Wunder immer überlebt. Im Gegensatz zu seiner Kollegin, die bei einem nicht genehmigten Einsatz 2008 in Afgahnistan ums Leben kommt. Toms Karriere ist damit beendet und er ertränkt seine Schuldgefühle in Alkohol. Mit ein paar Umwegen über Libyen und Syrien gelangt er schließlich nach Israel des Jahres 2011, wo ihm sein ehemaliger Kameramann mit einem Deal wieder auf die Beine helfen will.
Und mit Israel beginnt auch die eigentliche Geschichte dieses Buches, das mit seinen Jahreszahlen in den Kapitelüberschriften 1934 die frühen Siedlungen der Juden in diesem Land skizziert. Die Familien Kahn und Scheinermann gilt die besondere Aufmerksamkeit und mit ihren kommenden Generationen verfolgen wir die Ereignisse in einem umstrittenen und konfliktbeladenen Land.

Nachrichtenmeldungen von Zwischenfällen aus dem Nahen Osten kennen wir alle zu genüge und ich für meinen Teil, höre immer nur mit einem halben Ohr hin, da mir die ganzen Zusammenhänge, wer da jetzt gegen wen und warum, zu konfus sind. Die Namen der Staatslenker und militanten Gruppierungen sind alle bekannt , aber für mich auf die Schnelle nicht dem richtigen Land, geschweige denn, der politischen Orientierung zuzuordnen. Allein deshalb hat dieses Buch von mir ein Lob verdient, weil Schätzing sich mit großer Sorgfalt der Geschichte Israels gewidmet und geschickt in die eigentliche Handlung des Reporters eingewoben hat.

Die scheinbar zusammenhanglosen Erzählstränge fügen sich am Ende zu einem virtuos gewebten Netz, welches die notgeborene Lüge Tom Hagens auffängt und weitere Komplikationen dieses von vielen Interessengruppen zerissenen Landes offenbart. Eine Karte im Buch hilft die verschiedenen Schauplätze richtig zu verorten und der Umfang ist der Komplexität dieses Gebietes geschuldet. Syrien, Jordanien, Ägypten, sie alle mischen mit und die nächsten Meldungen werde ich mit spitzeren Ohren verfolgen.

Ich habe dieses Buch nicht als Thriller gelesen, sondern eher wie eine Auffrischung und Erweiterung meines Wissens rund um Israel. Ich habe mir keine Gedanken um die politische Haltung des Autors gemacht und sollte ich auf diese Weise irgendwie beeinflusst worden sein, so hoffe ich, diesen Fleck auf meiner Weste durch mehr Lektüre ähnlicher Art verwischen zu können.

Kommentare

katzenminze kommentierte am 12. Januar 2020 um 20:22

Ich habe zwar nur 1/3 des Romans gelesen, dabei aber tatsächlich auch sehr viel gelernt! Aber ob ich mich nochmal dran mache... ich weiß nicht. Total aufschlussreich und informativ bezüglich Israel/Palästina fand ich "Aufzeichnungen aus Jesusalem" von Guy Delisle. Wesentlich weniger zeitintensiv. ;)

Emswashed kommentierte am 21. Januar 2020 um 08:17

Ha, Delisle kenn ich noch aus Nordkorea. Stimmt! Danke, dass Du mich daran erinnerst. ;-))